Polizei Die Nationalitäten-Falle

Trier · Die Nennung der Herkunft von Tätern kann auch Vorurteile entkräften. Ein Kommentar.

Es war bislang weitestgehend Konsens, dass die Nationalität von Straftätern in Polizeimeldungen nicht genannt wird. Zum Schutz von Minderheiten und der Vermeidung von Vorurteilen. Das hat das Land Rheinland-Pfalz, wie auch Nordrhein-Westfalen und viele andere Bundesländer, seiner Polizei so vermittelt. Im Übrigen gedeckt durch einen gemeinsamen Beschluss der Innenminister. Das war jedoch vor der Kölner Silvesternacht. Die hat in Deutschland vieles verändert. Auch den Umgang mit Straftaten, die von Ausländern begangen werden.

Dass die Kölner Polizei in den ersten Tagen nach der Skandalnacht die Herkunft der Täter verschwiegen hat, ist genau einer solchen Zielvereinbarung, wie es sie in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz gibt, geschuldet. Polizisten haben dadurch eine Schere im Kopf: Die Nationalität von Straftätern lieber verschweigen, um rechten und populistischen Hohlköpfen nicht noch Munition für ihre dumpfen, ausländerfeindlichen Parolen zu geben.

Doch spätestens Köln hat gezeigt: Das war ein Fehler. Natürlich müssen bei abscheulichen Taten wie in der Silvesternacht Ross und Reiter genannt werden. Weil sie womöglich etwas mit der Herkunft der Täter zu tun haben. Auch die Trierer Polizei ist in die Nationalitäten-Falle getappt und hat aus falsch verstandener Rücksicht auf die mutmaßlichen Täter deren Herkunft verschwiegen. Als nämlich vergangene Woche zwei Männer festgenommen wurden, die im Verdacht stehen, ihre Schwester wegen angeblich beschmutzter Familienehre getötet zu haben. Bei dem Verdacht eines Ehrenmords - einer Tat, die zum überwiegenden Teil von streng gläubigen Moslems begangen wird - die Herkunft der Täter, nämlich Syrien, zu verschweigen, ist falsch.

Genauso falsch und absurd ist aber auch der Vorwurf der CDU-Opposition, es handele sich dabei um ein von oben angeordnetes Schweigekartell. Fakt ist: Die aus dem Jahr 2011 stammende Zielvereinbarung muss jetzt überprüft werden. Die Herkunft von Tätern soll genannt werden, so wie es in der (ebenfalls öffentlich zugänglichen) Kriminalstatistik schon lange der Fall ist. Konsequenterweise muss dann auch bei einem deutschen Täter die Herkunft genannt werden. Und womöglich erkennen dann auch die sogenannten besorgten Bürger, dass längst nicht alle Straftaten von Migranten begangen werden. Ebenso, dass eine Vielzahl der in der Statistik aufgeführten Ausländerkriminalität gar nicht gegen Leib, Leben und Sachen geht, sondern schlicht und einfach Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, also Straftaten sind, die nur von Ausländern begangen werden können. Daher kann die Nennung der Herkunft von Tätern vielleicht auch ein wenig dazu beitragen, die überhitzte Stammtischstimmung abzukühlen. Hoffen darf man ja wohl. b.wientjes@volksfreund.de Mehr zum Thema