Doppelt gestraft

Die genauen Umstände der verunglückten deutschen Geheimdienstmission in der kosovarischen Hauptstadt Pristina wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Nur so viel scheint festzustehen: Weder der Bundesnachrichtendienst noch die Bundesregierung haben sich in der seltsamen Affäre mit Ruhm bekleckert.

Der Vorwurf, drei BND-Agenten hätten einen Sprengsatz vor der internationalen Verwaltungsbehörde in Pristina gezündet, stand von Anfang an auf tönernen Füßen. Schließlich gehört Deutschland zu den größten Geldgebern des jungen Balkanstaates - bislang flossen rund 280 Millionen Euro in das Kosovo. Und besagte Behörde ist für die Überwachung des Aufbaus im Land zuständig. An einer Schwächung dieser Institution kann der Westen nicht interessiert sein. Am allerwenigsten Berlin.

Gleichwohl haben sich die deutschen Geheimen am Tatort erwischen lassen, was nicht gerade auf professionelles Handeln schließen lässt. Die Bundesregierung wiederum wusste spätestens seit 2005, dass das Kosovo von kriminellen Netzwerken beherrscht wird, deren Fäden bis zum Ministerpräsidenten Hashim Thaci reichen. Damals gelangte eine entsprechende BND-Analyse an die Öffentlichkeit. Die Vermutung liegt also nahe, dass sich die kosovo-albanische Mafia an Berlin rächen wollte. Womöglich sogar mit dem Segen von Regierungschef Thaci, der einst zu den Mitbegründern der kosovarischen Befreiungsarmee UCK gehörte, auf die auch Deutschland im Kampf gegen serbische Großmachtansprüche setzte und dabei geflissentlich ignorierte, dass die UCK im organisierten Verbrechen mitmischte.

Nun ist Berlin gleich doppelt gestraft: Der Bundesnachrichtendienst hat wichtige Informationsquellen im Kosovo verspielt. Und die Bundesregierung muss sich jetzt fragen lassen, warum sie zwielichtige Leute mit deutschen Steuergeldern unterstützt. So lange die Strukturen im Kosovo so sind, wie sie sind, sollten die Hilfen eingefroren werden.

nachrichten.red@volksfreund.de

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