Durchsichtiges Manöver

Der Vorschlag eines Überholverbots für Lastwagen in den Sommerferien kommt nicht nur reichlich spät - in den ersten Bundesländern enden die Schulferien bald wieder. Auch ist die in der Vergangenheit schon häufig diskutierte Idee verkehrspolitisch zweifelhaft.


Klar ärgert es Autofahrer, vor allem auf dem Weg in den Urlaub, wenn sie hinter einem LKW hängen, dessen Überholvorgang ewig dauert. Nur wird auch Florian Pronold, Verkehrsexperte im Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, wissen, dass es erstens an vielen Autobahnstrecken und Brennpunkten schon ein Überholverbot gibt, und zweitens die sogenannten Elefantenrennen längst untersagt sind.
Was jedoch fehlt, ist der Wille, das Verbot zu kontrollieren und Verstöße konsequent zu ahnden. Bedenkt man zudem, dass laut Rechtssprechung die Differenz deutlich über zehn Stundenkilometer liegen soll, wenn ein schwerer Brummi zum Überholen ansetzt, dann ist klar, dass es das Überholverbot de facto schon gibt. Denn kaum ein Lastwagen schafft das.
Außerdem erhöht sich die Unfallgefahr für alle Verkehrsteilnehmer, wenn ein Fahrer der Belastung ausgesetzt wird, den ganzen Tag hinter dem Vordermann herzuzuckeln und wie auf eine Mauer schauen zu müssen.
Pronolds Vorstoß ist deshalb eher ein durchsichtiges Manöver, im bayerischen Landtags- und im Bundestagswahlkampf auf Stimmenfang bei genervten Autofahrern zu gehen. Am desolaten Zustand der Straßen und der Vielzahl der Staus ändert die Idee jedenfalls nichts.
nachrichten.red@volksfreund.de

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