Ein blutiger Amateur am weltpolitischen Schachbrett

New York · In amerikanischen Thinktanks, also Ideenschmieden, Denkfabriken, hält sich hartnäckig die These, dass Donald Trump der "Madman"-Theorie folgt, um Nordkorea zum Einlenken zu bringen.

Zum ersten und für lange Zeit letzten Mal angewandt von Richard Nixon, besteht ihr Kern darin, den Gegner mit allem rechnen zu lassen. Der sowjetischen Führung wurde einst vermittelt, dass Nixon nicht zurückzuhalten sei, wenn der Ärger ihn packe - und dass allein er über einen atomaren Angriff entscheide. In Moskau sollte man glauben, der amerikanische Präsident sei verrückt genug, einen Nuklearkrieg zu beginnen. Und daraufhin Zugeständnisse zu machen.

Trump, glauben manche Experten der Denkfabriken, folgt dem Beispiel seines Vorvorgängers, um das Regime in Pjöngjang zur Einstellung seiner Raketentests zu zwingen. Um obendrein China die möglichen Konsequenzen vor Augen zu führen, damit es den Druck auf Kim Jong Un erhöht. Was für ein Vabanquespiel!

Zumal sich ein blutiger Amateur der Politik ans weltpolitische Schachbrett setzt. Nixon war immerhin schon Vizepräsident gewesen, bevor er ins Weiße Haus einzog, während Trump ähnliche Erfahrungen völlig abgehen. Es handelt sich um einen Mann, der im Immobiliengeschäft mit harten Bandagen zu kämpfen verstand, den einen oder anderen Bluff eingeschlossen, und glaubt, Gleiches ließe sich in der Weltarena problemlos wiederholen.

Erklärtermaßen stolz auf seine Unberechenbarkeit spielt der US-Präsident eine Pokerpartie, als wäre nichts dabei, eben mal mit der totalen Zerstörung eines ganzen Landes zu drohen, wie er es bei seinem Premierenauftritt vor der UN-Vollversammlung tat. Sicher, die Provokateure sitzen in Pjöngjang, nicht in Washington. Nur ist dies gewiss nicht der Ton, mit dem sich eine akute Krise entschärfen lässt. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort