Ein diskutabler Vorschlag

Die FDP mag mit einem gewissen Recht als sozial kaltherzig gelten, diesmal ist sie es nicht. Die Forderung ihres Generalsekretärs Christian Lindner, die maximale Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes wieder auf die alte, vom rot-grünen Kanzler Gerhard Schröder eingeführte Obergrenze von 18 Monaten herunterzuschrauben, ist kein sozialer Kahlschlag.

Schon jetzt nehmen nur 3,9 Prozent aller Arbeitslosen das Arbeitslosengeld I überhaupt länger als ein Jahr in Anspruch; die Höchstgrenze von 24 Monaten wird selten ausgeschöpft. Und wenn, dann um in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Das passt zu gar nichts, nicht zur Notwendigkeit, das reale Renteneintrittsalter nach hinten zu schieben und auch nicht zum Mangel an Fachkräften. Es ist Zeit, die 2008 von Angela Merkel und Kurt Beck ziemlich populistisch umgesetzte Heraufsetzung des Bezugsalters wieder neu zu diskutieren. Allerdings sind die Einsparmöglichkeiten wohl geringer, als Lindner sich erhofft. Es gehe der Regierung, sagte noch 2007 der damalige sozialdemokratische Staatsekretär Gerd Andres im Bundestag "um Perspektive, statt um Frührente" für die älteren Arbeitnehmer. Deshalb bleibe es bei den 18 Monaten. Er sagte das seinerzeit auch im Namen der CDU, denn es herrschte die große Koalition. Das war beim Stand von 3,5 Millionen Arbeitslosen und die Arbeitslosenquote der über 50-jährigen Arbeitnehmer lag bei 8,8 Prozent. Die Frage ist, warum das bei aktuell unter drei Millionen Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent bei den Älteren nicht ebenso wahr sein sollte. Selbst wenn es von der FDP kommt. nachrichten.red@volksfreund.de

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