Ein großer Milchtopf

Die Milchpreise fahren derzeit Achterbahn, und den Landwirten wird bei dem ganzen Auf und Ab mächtig schwindelig. Doch die Bauern werden sich in Zukunft häufiger auf solch rasante Entwicklungen einstellen müssen.

Freilich ist der Lernprozess im Moment recht schmerzhaft, und einige Betriebe werden diese heftigen Ausschläge auch nicht überstehen.Doch warum bekommen die Milchbauern zurzeit weniger Geld für den Liter Milch? Zum einen haben sie selbst den Markt überschwemmt. Nachdem im vergangenen Herbst der Preis angezogen hat, haben auch die deutschen Landwirte ihre Produktion hochgefahren und mehr Milch abgeliefert als zuvor. Bis zu zehn Prozent dürfen Bauern über der Milchquote liegen, einer von der EU festgesetzten Referenzmenge. Und weil es für die Milch einen hohen Preis gab, haben die Landwirte das ausgenutzt.

Zudem hat wieder einmal eine Molkerei den Bauern zugesetzt. Vor allem der privaten Molkerei "Müller Milch" wird derzeit der Schwarze Peter zugeschoben, dass sie dem Handel mit Dumping-Preisen in die Karten gespielt habe. Und nun wird die Situation auch noch durch die EU verschärft. Die hat nämlich die Milchquoten um zwei Prozent angehoben und damit können die Milchbauern noch mehr Milch produzieren.

Bis 2015 wird die Quote - so das politische Ziel - ganz fallen. Die Landwirte werden sich dann auf einem freien Markt bewähren müssen.

Wie das aussieht, zeigt ihnen derzeit der Lebensmittel-Einzelhandel. Der Preis wird geregelt durch Angebot und Nachfrage. Wären sich die Milchbauern einig, hätten sie sicher eine bessere Position. Doch 120 Molkereien und rund 100 000 Milchbetriebe schauen am liebsten nur in den eigenen Milchtopf. Erst wenn die Bauern das ändern, bekommen sie auch das, was sie verdienen.

h.waschbuesch@volksfreund.de

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