Ein guter Lauf

Japan ist ein Paradebeispiel. Ein Blick zurück auf die Handelsbeziehungen der letzten drei Jahrzehnte zwischen Nippon und Europa ist bestens geeignet, den Globalisierungskritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

 Markus Grabitz

Markus Grabitz

Foto: Redaktion

Vor 30 Jahren, als japanische Produkte im großen Stil auf den europäischen Markt kamen, waren sich beide Kulturen fremd. Aus Sorge um Jobs und die heimische Industrie wurden die Märkte abgeschottet. Doch beide Seiten haben dazu gelernt. Sie haben verstanden, dass alle profitieren, wenn man miteinander Handel treibt.

Schritt für Schritt gelang die Öffnung. Die politischen Werte und das Verständnis von fairem Handel haben sich in einer noch vor einer Generation unvorstellbaren Weise angenähert. Japaner wie Europäer lehnen inzwischen auch Hormonfleisch ab und haben bei chemischen Zusätzen in Lebensmitteln die gleichen Vorstellungen. Daran sieht man, dass gerade enge wirtschaftliche Verflechtungen der Motor von gesellschaftlichem Fortschritt sein können. Da ist es kein Wunder, dass sich Tokio und Brüssel in vergleichsweise kurzer Verhandlungszeit auf ein Freihandelsabkommen einigen konnten.

Die EU hat gerade einen guten Lauf. Pünktlich zur Ankunft des Isolationisten Donald Trump beim G-20-Gipfel in Hamburg kann sie ein starkes Signal gegen den Protektionismus setzen. Der Schulterschluss mit Japan wird dazu führen, dass europäische Bauern mehr Lebensmittel nach Fernost exportieren können, Zölle in großem Stil eingestampft und in technischen Bereichen die gleichen Standards eingeführt werden. Es ist absehbar, dass auch die deutschen Autohersteller profitieren, wenn in Japan und der EU eines Tages die gleichen Schadstoffobergrenzen gelten.

Es ist schon sehr schwer, Gegenargumente zu finden. Einigen gelingt es dennoch. Kritiker bemängeln etwa Defizite beim Umweltschutz. Das Abkommen enthalte nichts zum Schutz der Wale. Das stimmt insofern, als dass die EU Japan nicht verpflichtet, den Walfang künftig sein zu lassen. Doch ist es nicht etwas vermessen, dies zu erwarten? Es bleibt beim Importverbot für Walfleisch in der EU. Damit darf man eigentlich zufrieden sein. Brüssel hat auch durchaus aus den Debatten um Ceta und TTIP gelernt. Es bemüht sich diesmal um weitest gehende Transparenz. Viele Verhandlungstexte, die teils allerdings noch nicht das letzte Wort sind, hat die Kommission bereits ins Netz gestellt. Von Hinterhof-Diplomatie und Beschlüssen hinter verschlossenen Türen kann diesmal keine Rede sein. Alle, die Bürger sowie die demokratisch gewählten Abgeordneten, die eines Tages über das Inkrafttreten entscheiden müssen, können sich also schon einmal ein Bild machen.

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