Ein gutes Thema

Womöglich kommt ja doch noch Leben in diesen bislang so schläfrigen Wahlkampf. Dafür könnte ausgerechnet die schon vergessen geglaubte Euro-Krise sorgen.

In einem bemerkenswerten Anflug von Wahrheitsliebe hat der Bundesfinanzminister die Notwendigkeit weiterer Hilfen für Griechenland eingeräumt.
Das pfeifen die Spatzen schon seit Wochen von den Berliner Dächern. Aber nun ist es auch regierungsoffiziell. Für die SPD müsste das Eingeständnis von Wolfgang Schäuble eigentlich eine Steilvorlage sein. Ihr Kanzlerkandidat kennt sich schließlich bestens auf dem Feld der europäischen Finanzen aus. Bislang erschöpfen sich die Genossen aber nur in harscher Kritik am Spardiktat der Kanzlerin für die Euro-Krisenländer. Und in der Aufforderung an sie, den Umfang eines weiteren Rettungspakets konkret zu benennen. Aber das ist müßig, weil darüber auf europäischer Ebene erst Mitte des kommenden Jahres entschieden werden soll. Dafür wüsste man jetzt schon gern, wie und was die Sozialdemokraten anders oder gar besser machen würden.
Bislang hat sich in der Bevölkerung der Eindruck festgesetzt, dass es SPD und Grünen um eine stärkere Vergemeinschaftung der Schulden geht. Ob dies der Weisheit letzter Schluss ist, darüber ließe sich gerade im Wahlkampf trefflich diskutieren. Einstweilen ist die amtierende Regierung im Vorteil. Zumindest kann man ihr nicht mehr unterstellen, sie erkläre die Euro-Krise vor der Wahl für ausgestanden, obwohl klar sei, dass sie gleich danach wieder auf der Tagesordnung stehe. Manchmal beginnt auch Wahlkampf mit dem Betrachten der Realität.
nachrichten.red@volksfreund.de

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