Eine neue Zeit?

Die Debatte um die Ehe für alle, so richtig und notwendig sie ist, hat in den vergangenen Tagen auch eine merkwürdige Richtung eingeschlagen: Wehe dem, der ein Problem damit hat. Wehe dem, der heute noch nicht so weit ist, einer Idee zu folgen, deren Zeit gekommen sein soll, wie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer gestern im Bundesrat meinte.

Wehe dem, der dieser Idee aus moralischen und religiösen Gründen nicht anhängen kann, oder aus einem anderen Verständnis von Ehe heraus der neuen Zeit skeptisch gegenübersteht. Auch die Befürworter der Ehe für alle sollten wieder verbal etwas abrüsten, nicht nur die Gegner. Diskriminierung lässt sich nämlich nicht dadurch beenden, dass man Andersdenkende neu diskriminiert oder ihre Bedenken nicht ernst nimmt. Schon gar nicht bei einem gesellschaftlich so heiklen Thema, bei dem mehr emotionale als rationale Gründe die Haltung von Menschen bestimmen. Denn rational gesehen ist es ja richtig, was die Befürworter einer Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare fordern. Sie haben die eindeutig besseren, die überzeugenderen Argumente. Wenn zwei Menschen füreinander da sind, füreinander einstehen und sorgen wollen, dann ist es eben nicht mehr erklärbar, warum das Geschlecht ein Rechtshemmnis sein soll. Außerdem: Was würde sich für verschiedengeschlechtliche Paare ändern? Nichts! Die Ehe an sich wird nicht angegriffen, sondern nur für viele Menschen erweitert. Der Bundesrat hat gestern ein wichtiges Signal für die völlige Gleichstellung gegeben. Mehr aber noch nicht. Die große Hürde steht im Bundestag. Sie heißt große Koalition. nachrichten.red@volksfreund.de

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