Eine typisch deutsche Regelung

Monopole sind aus Verbrauchersicht schlecht. Egal ob beim Briefeverschicken, beim Bahnfahren, bei Strom, Gas oder eben bei den Schornsteinfegern.

Monopole verhindern einen fairen Wettbewerb. Die Anbieter können ihre Marktmacht ausnutzen und die Preise bestimmen.
Daher ist es richtig, dass die EU das seit über 75 Jahre bestehende deutsche, staatlich geschützte Schornsteinfegermonopol angeprangert hat. Doch die vom Bundestag vor über drei Jahren beschlossene Neuregelung ist mal wieder eine typisch deutsche Lösung. Sie ist ein Kompromiss zwischen den Forderungen der EU, den hohen Sicherheitsanforderungen in Deutschland und den Interessen der Schornsteinfeger. Das Monopol wird nur zum Teil gebrochen. Aus dem jetzigen Bezirksschornsteinfegermeister wird der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger, der weiterhin hoheitliche Aufgaben übernimmt und den sich die Hausbesitzer im Gegensatz zu demjenigen, der einmal im Jahr den Kamin kehrt und die Abgaswerte der Heizung misst, nicht frei aussuchen kann. Ein Zugeständnis an die Schornsteinfeger ist auch der gebührenpflichtige Feuerstättenbescheid, den wiederum der Bezirksbevollmächtigte alle dreieinhalb Jahre ausstellen muss.
Das allein zeigt schon, wie aus einer richtigen und notwendigen EU-Vorgabe ein schwer zu durchschauendes, deutsches Bürokratiemonster geworden ist.
Es ist richtig, dass die Hauseigentümer nicht von der Pflicht der regelmäßigen Heizungskontrolle entbunden werden. Ähnlich wie ein Autobesitzer alle zwei Jahre mit seinem Wagen zur Hauptuntersuchung muss, sollte auch die Heizung regelmäßig überprüft werden. Ob das aber angesichts moderner, verbrauchsarmer und umweltfreundlicher Anlagen weiterhin im Jahresrhythmus geschehen muss, ist fraglich. Auch das ist der typisch deutschen Übergründlichkeit geschuldet und treibt nur die Kosten für die Hausbesitzer in die Höhe.
Angesichts der hohen Ansprüche an die Qualifikation der zukünftigen Kaminkehrer scheint es zweifelhaft, dass es zu einem echten Wettbewerb auf den Dächern kommen wird. Verständlich, dass sich die Angst der alteingesessenen Kaminkehrer vor der Neuregelung in Grenzen hält. Es ist kaum zu erwarten, dass ab nächsten Jahr eine Armada von Billig-Schlotfegern übers Land zieht und ihre Dienstleistungen zu Dumpingpreisen anbieten wird.
Und die Verbraucher? Vermutlich werden die meisten, auch die, die über das Schornsteinfegermonopol maulen, erst mal bei ihrem angestammten Kaminkehrer bleiben. Weil es bequemer und weniger aufwendig ist.
b.wientjes@volksfreund.de

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