Entscheidung gegen den Fatalismus

Malala Yousafzai wirkt nun mit ihrem mühsam wieder hergestellten Gesicht noch mehr als vorher wie eine verletzte Friedenstaube. Und das ist ja wohl auch der Zustand der Welt.

Es gab Kommentare, die dazu rieten, in diesem Jahr ganz auf die Verleihung des Friedensnobelpreises zu verzichten. Die Zeiten seien zu kriegerisch.
Es sprach Enttäuschung aus solchen Vorschlägen. Darüber, dass die Welt so gar keine Fortschritte zu machen scheint, sondern im Gegenteil immer fürchterlicher wird, je übervölkerter, globalisierter und technisierter sie ist. Und dass selbst dort, wo nach dem Fortfall der Blöcke der Krieg überwunden schien, im Norden des Globus, nun ein neuer Kalter Krieg droht, weil es in Russland einen Rückfall in einen idiotischen Nationalismus gibt und China und die USA um Vorherrschaften balgen.
Das norwegische Komitee hat sich mit seiner Entscheidung gegen diese fatalistische Stimmung wenden wollen. Es hat bewusst Menschen gewürdigt, die nie aufgegeben haben, in ihrem Alltag für bessere und gerechtere Zustände zu kämpfen.
Vordergründig geht es um die Würdigung des Kampfes für Kinderrechte, aber besonders die Auszeichnung für die pakistanische Schülerin Malala, die einen gezielten Anschlag der Taliban überlebte, trägt eine zweite Botschaft. Sie heißt: Die menschliche Entwicklung lässt sich nicht wegschießen. Das ist natürlich auch eine starke Botschaft gegen die überall vorrückenden Steinzeit-Islamisten selbst: Ihr werdet nicht siegen.
Es sind in diesem Jahr keine Politiker oder internationalen Staatenbünde geehrt worden, so wie noch im vorletzten Jahr die Europäische Union oder 2009 Barack Obama. Weil es niemanden mehr gibt, der einer Ehrung würdig wäre?
Das wäre ein falscher Schluss. Es kann der Frömmste in Frieden nicht leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Die Sanktionen wegen der Krim hat nicht der Westen, sondern Russland provoziert. Israel hat den Gaza-Krieg nicht gesucht, und die USA sich auch nicht ihr neues Engagement im Irak und in Syrien. Deutschland hat gerade Waffen in das Krisengebiet Irak geliefert, und damit eine bisherige rote Linie überschritten. Um noch Schlimmeres zu verhüten. Nobelpreisverdächtig ist das alles nicht, eher noch zu halbherzig. Aber für den Moment genauso wichtig wie das Wirken von Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi in ihren Ländern für die Kinderrechte.
Die Welt braucht beides: Viele mutige Einzelkämpfer für Frieden und Entwicklung wie diese beiden. Und starke Demokratien, die ihnen helfen.
nachrichten.red@volksfreund.de

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