Ernstes Alarmsignal

Hand aufs Herz: Würden Sie als Landarzt in ein kleines Eifeldorf ziehen und dort dann als einziger Mediziner weit und breit mehr oder weniger Tag und Nacht Dienst schieben wollen? Genau diese Frage beantworten immer mehr Nachwuchsärzte kategorisch mit Nein.

Verständlich. Denn die Zeiten, in denen sich jemand aus Leidenschaft und aus Verbundenheit in seinem Dorf niedergelassen hat, sind längst vorbei.

Das hat verschiedene Gründe. Der eine ist die vergleichsweise schlechte Bezahlung eines Landarztes. Zwar bekommt ein niedergelassener Mediziner in der Eifel oder im Hunsrück nicht weniger Honorar für seine Patienten als etwa einer in Trier, Wittlich oder Bitburg.

Auch verdient ein Arzt im Verhältnis zum Durchschnittsbürger immer noch mehr. Setzt man diesen Verdienst aber in Verhältnis zu der quasi Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft eines Landarztes, relativiert sich dieser schnell. Von geregelten Arbeitszeiten kann in einer Praxis, die womöglich im Umkreis von 30 Kilometern die einzige ist, keine Rede sein.

Das ist der zweite Grund, warum sich immer weniger Jungärzte auf dem Land niederlassen wollen. Sie ziehen den einigermaßen geregelten Dienst und das feste Einkommen in einem Krankenhaus dem finanziellen Risiko und den 365-Tag-Job in einer eigenen Praxis vor. Bereits jetzt fällt es niedergelassenen Ärzten immer schwerer, einen Nachfolger zu finden.

In den nächsten Jahren wird sich das Problem vor allem in ländlichen Regionen verschärfen. Das zeigt der gestern von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgestellte Versorgungsatlas deutlich.

Nicht trotz eines Bevölkerungsrückgangs sondern gerade wegen eines solchen wird es in absehbarer Zeit einen Ärztemangel in Eifel und Hunsrück geben. Weil die Menschen dank moderner Medizin immer älter werden, steigt der Versorgungsaufwand.

Mit Behandlungen im Fließbandverfahren, wie sie derzeit aufgrund der Überlastung in vielen Praxen üblich sind, ist es dann nicht mehr getan. Daher ist der Versorgungsatlas mehr als das sonst oft übliche Gejammer der Ärztefunktionäre. Es ist ein ernstzunehmendes Alarmsignal.

Wenn die ärztliche Versorgung auf dem Land aufrechterhalten werden soll, muss sich in der Tat etwas an der Honorierung der Landärzte ändern.

Und die Politik und die Kommunen müssen noch weitere Anreize schaffen, um junge Mediziner in die Eifel oder den Hunsrück zu locken.

b.wientjes@volksfreund.de

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