Es riecht nach Frühjahrsputz

Konsequenter geht es nicht. Scheinbar jedenfalls.

Der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube hat gründlich aufgeräumt. Dem Frühjahrsputz fällt praktisch die gesamte Mehdorn-Garde im Vorstand zum Opfer und zusätzlich jeder, dem direkt Verantwortung für die Spähaktionen gegen Mitarbeiter nachgewiesen werden konnte.

Grube kann unbelastet starten, mit eigenem Personal. Und mit dem Ruf, wirklich eine Unternehmenskultur zu wollen, zu der das gegenseitige Vertrauen ebenso gehört wie die Einhaltung von Gesetzen.

Doch in der nun blitzsauberen Konzernzentrale hängt noch immer ein Geruch.

Wie konnte es passieren, dass jahrelang aus der ehrbaren Absicht der Korruptionsbekämpfung eine überbordende Sicherheitsmanie wurde, die Schamgrenzen und Gesetze ignorierte? Und warum ist diese Manie den Aufsichtsräten verborgen geblieben?

Oder haben sie den Haudegen Mehdorn in Wahrheit zu sehr gemocht und lieber nicht hingesehen?

Der Aufsichtsrat der Bahn hat schließlich alle Manager, die er jetzt schasste, selbst einmal bestellt. Und er ist auch nicht aktiv geworden, als aus anderen Konzernen wie der Telekom erstmals Berichte über Datenmissbrauch aufkamen.

Das System Mehdorn hing eben nicht im luftleeren Raum, sondern es wurde unterstützt durch das System Müller, des Aufsichtsratsvorsitzenden. Und auch durch das System Bundesregierung, die im Aufsichtsrat sitzt und es durchaus goutierte, dass "ihr" Unternehmen so flott vorankam.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Ermittlungen über Mitwissen und Mitverantwortung auf der Etage unterhalb des Vorstandes enden und es Regressansprüche gegen die Top-Manager nicht gibt.

Die eine Krähe hackt der anderen eben kein Auge aus.

nachrichten.red@volksfreund.de

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