Ex-Fechter muss die Maske fallen lassen

Was vom neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach zu erwarten ist

Thomas Bach ist am Ziel angekommen. Als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist er die Nummer eins im Weltsport. Er übernimmt formal ein Ehrenamt, das jedoch mit einer ungeheuren Machtfülle ausgestattet ist.

Mit der Wahl haben sich die IOC-Mitglieder für Kontinuität entschieden - Bach war als "Vize" mehrere Jahre lang loyaler Partner des ausscheidenden IOC-Bosses Jaques Rogge.

Dessen Amtszeit wird als solide in die Geschichte eingehen. Der Belgier steht für Konsolidierung (beim Aufarbeiten von Korruption), gleichzeitig ging auch unter ihm die Expansion weiter (Erlös des IOC in den vergangenen vier Jahren: 5,8 Milliarden Euro).

Wofür wird Bach eintreten? Wie lauten seine Botschaften? In diesen Fragen wird der ehemalige Fechter nun auch öffentlich die Maske fallen lassen müssen.

Der Wahlkampf war - das ist nicht anders als in der Politik - von Taktiererei geprägt. Bloß nicht anecken. Bloß keine Unterstützer vergraulen. Bach, der Netzwerker, ist in dieser Beziehung ein ausgebuffter Profi. Zudem wirkt er aalglatt. Die Kritik wegen bestimmter Verhaltensweisen als Sportler und Funktionär ist an ihm in den vergangenen Monaten abgeperlt - so, als ob ihn eine nanobeschichtete Hülle umgibt.

Das IOC als weltumspannende Organisation hat viele Möglichkeiten, auch gesellschaftlich Einfluss zu nehmen. Es darf nicht nur ums Maximieren von Einnahmen gehen. Es gibt viele Aufgaben, die es tatkräftig anzupacken gilt. Der gesamte Antidoping-Kampf gehört auf den Prüfstand. Grundsätzlich geht es um eine offenere Diskussionskultur im Sport und einen Plan für die Weiterentwicklung der Olympischen Spiele.

Bach muss als IOC-Präsident die richtige Balance zwischen Bewahrung und Reformen finden. Das sollte ihm als "geborener" Funktionär gelingen. Aber hat er auch den Mut für Visionen? In dieser Beziehung hat er sich schon länger keinen Namen mehr gemacht.

Dabei kann Bach aufbegehren und entschieden für Positionen eintreten. 1980 hatte er - wenn auch vergeblich - als Athletensprecher versucht, den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt vom Boykott der Olympischen Spiele in Moskau abzubringen.

Bei aller notwendigen Anpassungsfähigkeit ist Bach zu wünschen, dass er in Zukunft auch mal wieder klare Kante zeigt, wenn es eine Sache erfordert.

m.blahak@volksfreund.de

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