Fette Schlagzeilen

Die Forderung sorgt in nachrichtenarmen Zeiten immer wieder für Schlagzeilen: Wer ungesund lebt, der soll auch höhere Krankenkassenbeiträge entrichten. Diesmal hat sich ein CDU-Hinterbänkler des Themas angenommen.

Er verlangt, die Übergewichtigen stärker zu schröpfen. Genauere Modalitäten verrät er nicht. Sie sind auch ein Ding der Unmöglichkeit.

Wie viele Kilo müssen es denn mehr sein, um bei der Krankenkasse drauf zu zahlen? Was passiert mit Menschen, die ihre Pfunde angeborenen Stoffwechselerkrankungen verdanken? Soll der Arzt künftig Gesundheitspolizei spielen? Die Liste der ungeklärten Fragen ließe sich mühelos fortsetzen. Trotzdem wäre es zu einfach, das Thema nur als Sumpfblüte im Sommerloch abzutun.

Zweifellos verursacht eine falsche Ernährung gesundheitliche Folgeschäden, die die Versichertengemeinschaft teuer zu stehen kommen. Einige Krankenkassen haben darauf regiert, indem sie Bonusprogramme für eine gesundheitsbewusste Lebensweise anbieten. Wer sich nachweislich fit hält, bekommt am Jahresende Geld zurück.

Das allein ist allerdings zu wenig. Die Weichen für eine gesunde Einstellung zum eigenen Köper werden schon im Kindesalter gestellt. Also muss Aufklärung in der Kita beginnen. Das schließt auch Eltern ein, die ihre Kinder dorthin bringen. Gesundheitskampagnen in Betrieben sind ein weiterer Baustein. Von den milliardenschweren Gesundheitsausgaben entfallen nach Angaben von Experten gerade einmal vier Prozent auf Vorbeugungsmaßnahmen.

Ein Präventionsgesetz lässt trotz mehrfacher Anläufe weiter auf sich warten. Hier muss Politik noch dicke Bretter bohren. Das allerdings ist weniger schlagzeilenträchtig, als Dicke zu höheren Kassenbeiträgen verdonnern zu wollen.

nachrichten.red@volksfreund.de

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