Freiburger Beruhigungspille

Die Ankündigung des Freiburger Erzbischofs klingt vielversprechend: Robert Zollitsch will sich dafür einsetzen, dass Frauen in der katholischen Kirche künftig mehr zu sagen haben und wiederverheiratete Geschiedene mehr Rechte bekommen. Das hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zum Abschluss einer mehrtägigen Tagung versprochen, an der 300 Katholiken aus Zollitschs Erzbistum teilgenommen haben.

Die durften sagen, was ihnen an ihrer Kirche missfällt und wo Reformen überfällig sind.
Die Punkte, die am Ende genannt wurden, dürften niemanden überrascht haben. Schon seit Jahrzehnten fordern Frauen in der von Männern regierten katholischen Kirche mehr Rechte, tritt selbst eine Mehrzahl der deutschen Bischöfe dafür ein, dass die Diskriminierung von wiederverheirateten Geschiedenen zumindest abgemildert wird. Von wirklichen Reformen in diesen Punkten kann allerdings keine Rede sein. Dass es irgendwann einmal ein Frauendiakonat geben kann, hat der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper erst unlängst auf der Bischofsvollversammlung in Trier angekündigt. Da sagte Kasper aber auch, dass es sich vom Diakonat der Männer unterscheiden werde. Heißt: Das neue Amt für Frauen wird eine Beruhigungspille sein, nicht mehr.
Ähnliches gilt bei den wiederverheirateten Geschiedenen. Sie werden auch in Zukunft von der Kommunion ausgeschlossen bleiben. Das hat erst in der vergangenen Woche der Vatikan noch einmal betont und damit anderslautende Spekulationen ins Reich der Fabeln verbannt. Wer in der behäbigen katholischen Kirche etwas ändern wollte, müsste den Konflikt mit Rom riskieren. Dazu aber fehlt den deutschen Bischöfen der Mut.
r.seydewitz@volksfreund.de

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