Die Woche im Blick Die Freiheiten für Geimpfte

Meinung · Zugegeben, die Debatte um Freiheiten für Geimpfte ist derzeit eine theoretische. Denn die große Frage ist offen: Können Geimpfte das Virus weitergeben, oder ist dieses Risiko zumindest gering? Wenn sich letzteres herausstellt, also Geimpfte nicht als Überträger des Virus infrage kommen, werden diese wenig Verständnis für große Einschränkungen haben.

Freiheiten für Geimpfte? Diese Diskussion muss jetzt geführt werden
Foto: TV/Friedemann Vetter

Denn es geht hier – die Wortwahl ist wichtig – nicht darum, Privilegien zurückzuerhalten, sondern schlichtweg um Grundrechte. Warum sollten sich etwa Geimpfte nicht treffen dürfen, wenn dies ungefährlich ist? Natürlich wird sich mancher, der noch keine Impfung erhalten hat, ärgern. Aber: Ändert sich dadurch wirklich etwas an der eigenen Situation? Ist es besser, wenn sich alle gemeinsam einschränken? Einschränkungen der Grundrechte aus Solidarität? Zumindest mein Verständnis von Freiheit ist ein anderes – dies trotz der Tatsache, dass ich selbst etwa noch länger auf eine Impfung warten muss. Sollte ich mich beschweren, dass ich zu jung, zu gesund bin? Offen gesagt: Solange die Impfreihenfolge nachvollziehbar ist, ist mir der Neid auf Geimpfte und mögliche Freiheiten fremd.

Zumal eines abzusehen ist. Wenn Risikogruppen zu großen Teilen geimpft sind, werden viele Maßnahmen nicht mehr notwendig sein. Davon geht übrigens auch der Deutsche Ethikrat aus (hier finden Sie ein Interview mit der Vorsitzenden des Rats, Alena Buyx). Der hatte sich in dieser Woche gegen Freiheiten für Geimpfte ausgesprochen, allerdings vor allem, weil die Frage nach der Ansteckung noch ungeklärt ist. Er hatte aber ebenfalls gefordert, dass Maßnahmen zurückgenommen werden müssen, wenn Effekte des Impfens spürbar sind. Und gerade bei den schweren Erkrankungen – und damit ebenso der Zahl der Todesfälle – ist dies hoffentlich schnell der Fall. Dies lässt sich übrigens nicht an den Inzidenzen messen.

Es ist also Zeit, über neue Kriterien nachzudenken, etwa die Belegung der Krankenhausbetten. Diese Diskussion ist notwendig, ebenso wie die noch theoretische über die Rechte der Geimpften. Denn von einem haben wir mittlerweile wohl alle genug: von hektischen Entscheidungen ohne eine Debatte.

t.roth@volksfreund.de

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