Die Woche im Blick Gefahren in der Weihnachtszeit

Teurere Pakete, gefährliche Drohungen und ein plumpes Vorgehen: Der Blick auf die Weihnachtszeit aus drei Perspektiven.

 Chefredakteur Thomas Roth

Chefredakteur Thomas Roth

Foto: TV/Schramm, Johannes

Weihnachtszeit, Paketezeit: Mehr als acht Millionen Pakete werden täglich zugestellt. Anschauen, klicken, kostenlos nach Hause liefern lassen, auspacken – es kann so einfach sein. Doch die ersten Paketdienste warnen: Die Lieferung bis zur Haustür muss teurer werden. Ihr Problem: Ihnen fehlen Zusteller, gerade vor Weihnachten gibt es mehr Arbeit, und Staus in den Innenstädten sorgen für noch größere Probleme und kosten wertvolle Zeit.

Und dennoch: Die Extra-Gebühr wäre ein Fehler und ungerecht. Die Gebühr wäre vor allem eine Strafe für Menschen, die auf die Lieferung bis an die Haustür angewiesen sind – etwa ältere Paketempfänger. Zudem ist die Logik hinter der Gebühr eine seltsame: Andere Branchen freuen sich, wenn ihre Arbeit nachgefragt wird. Sie senken die Preise, wenn die Entwicklung vom guten zum Massengeschäft geht. Der letzte Kilometer war schon immer der teuerste in der Paketzustellung – diese Erkenntnis sollte die großen Dienste nicht überraschen.

Weihnachtszeit, Stresszeit: Für Paketboten sind diese Wochen die nervigsten. Im Eilschritt rennen sie Treppen hinauf und hinunter. In diesem Jahr haben sie noch ein zusätzliches Problem. Ein Unbekannter erpresst den Zustelldienst DHL mit Bombendrohungen. Mancher Paketempfänger ist nun vorsichtiger geworden, andere schreck zurück, eine Sendung für Nachbarn anzunehmen. Hoffentlich erfüllt sich ein Weihnachtswunsch vorab: dass die Ermittler den Erpresser ausfindig machen.

Weihnachtszeit, Friedenszeit: Jerusalem ist immer ein besonderer Ort. Doch rund um den 24. Dezember rückt die Stadt besonders in den Blickpunkt. In Israel liegen die Wurzeln des Christentums. In Jerusalem hat Jesus gelebt, hier ist er gestorben. In der Stadt, die für die drei monotheistischen Weltreligionen so große Bedeutung hat, gibt es mit dem Tempelberg einen der umstrittensten Orte der Welt. Juden und Muslimen ist er heilig, immer wieder kommt es hier zu Auseinandersetzungen. Nun drohen neue Streitigkeiten. Nachdem Donald Trump angekündigt hat, Jerusalem als Hauptstadt anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin zu verlegen, kam es zu Unruhen in den Palästinensergebieten. Dabei hat der US-Präsident nur verkündet, was stillschweigend fast alle Länder akzeptieren, auch Deutschland. Die Knesset, in der die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden und in der ausländische Politiker bedeutende Reden hielten, hat ihren Sitz in Jerusalem. Hier ist der entscheidende Ort, selbst wenn die diplomatischen Vertretungen ihren Platz in Tel Aviv haben. Und auch dies ist festzuhalten: Die bisherige Zurückhaltung hat eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern nicht vorangebracht. Zumal Israel niemals auf Jerusalem als Hauptstadt verzichten wird.

Dennoch war Trumps Vorgehen zumindest ungeschickt. Immerhin gibt es seit gestern dennoch die Chance auf ruhigere Weihnachten. Außenminister Rex Tillerson betonte, dass die USA ihre Botschaft wohl nicht vor 2019 nach Jerusalem verlegen werden. Wieder einmal legte er damit einen diplomatischen Teppich aus, der Trumps Vorgehen abfedern soll.

t.roth@volksfreund.de

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