Gegen die Wand

Niemand renne zweimal mit dem Kopf gegen die dieselbe Wand, hat SPD-Chef Kurt Beck gesagt. Für seine hessische Parteifreundin Andrea Ypsilanti ist diese Binsenweisheit außer Kraft gesetzt. Die hessische Obergenossin verspürt offenbar eine unbändige Lust, sich endgültig politisch zu ruinieren - und ihre Bundespartei gleich mit.

In dieser Woche will Ypsilanti einen zweiten Linksversuch starten, um den hessischen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch zu beerben. Der erste war vor einem halben Jahr kläglich gescheitert. Ypsilantis Unbekümmertheit wirft ein Schlaglicht auf den konfusen Zustand der Gesamtpartei. Der Wirbel um den drohenden Parteiausschluss von Wolfgang Clement hat gezeigt, dass selbst vergleichsweise Nebensächlichkeiten einen Flächenbrand in der SPD auslösen können. Der Fall Ypsilanti ist zweifellos von größerem Kaliber. Und so fehlt Beck erst recht die politische und persönliche Autorität, um den verhängnisvollen Lauf der Dinge zu stoppen. Aber wie sollte das auch funktionieren, nachdem er den fatalen Fehler beging, Ypsilanti schon für den ersten Anlauf grünes Licht geben? Wenn in Hessen am Ende eine rot-grüne Minderheitsregierung unter Duldung der Linkspartei stehen sollte, braucht Frank-Walter Steinmeier gar nicht erst als Kanzlerkandidat ins Rennen zu gehen. Wer soll ihm noch glauben, dass die SPD ein Bündnis mit den Linken im Bund ausschließt?

Ein womöglich schnelles Aus des Tolerierungsmodells, das Ypsilanti wegen der denkbar knappen Mehrheit von Rot-Grün im Verbund mit den Linken ständig einkalkulieren müsste, würde die Diskussion weiter am Kochen halten. Ebenfalls zum Schaden der SPD. So verfahren, wie die Lage in Hessen mittlerweile ist, kann die Partei nur noch verlieren. Die ehrlichste Lösung wären Neuwahlen. Kein Wunder, dass Ypsilanti diese Möglichkeit am meisten fürchtet.

nachrichten.red@volksfreund.de

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