Guttenbergs Schnellschuss

Die meisten der betroffenen jungen Männer werden darüber nicht traurig sein: Wenn sie im Herbst ihren Grundwehrdienst antreten, brauchen sie die Uniform nur noch ein halbes Jahr lang zu tragen.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die geplante Verkürzung des Wehrdienstes überraschend vorgezogen.

Politisch ist diese Eile jedoch unangebracht, zumal eine grundlegende Frage noch gar nicht beantwortet ist: Welche sicherheitspolitische Strategie soll der verkürzten Wehrpflicht zugrunde liegen? Dazu schweigt sich Guttenberg bis heute aus. Das fördert nicht gerade das politische Vertrauen in der Truppe. Die Ausbildung der Rekruten dauert heute drei Monate. Anschließend tun sie ihren Dienst in den jeweiligen Teilstreitkräften. Ob dieser Dienst immer sinnvoll ist, wenn sich die Ausbildung nach Guttenbergs Willen auf zwei Monate verkürzt, muss nach Lage der Dinge bezweifelt werden. In der Schreibstube mag das noch angehen. Bei hochspezialisierten Tätigkeiten sieht die Sache schon anders aus. Sie verlangen Kenntnisse, die durch den verkürzten Wehrdienst kaum noch gewährleistet sein dürften.

Viele Militärs argumentieren deshalb, dass man die Wehrpflicht auch gleich abschaffen könne, wenn von ihr nur noch die Hülle bleibt. Und damit haben sie nicht unrecht. Nur Guttenberg geht dieser Diskussion bislang aus dem Wege. Stattdessen pflegt er den politischen Schnellschuss und riskiert damit auch, den Zivildienst in Schwierigkeiten zu bringen. Dessen Dauer hängt von der des Grundwehrdienstes ab. Der Lack am anfänglich hochgelobten Verteidigungsminister ist merklich stumpf geworden.

nachrichten.red@volksfreund.de

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