Historischer Plan

Der hektische Aktionismus der US-Regierung zur Eindämmung der Bankenkrise und der damit verbundenen Schockwellen erinnert an einen unerfahrenen Mediziner, der zwar an Symptomen herumdoktert, aber nicht die Ursache der Erkrankung bekämpft.

Nun steht sogar ein historischer Rettungsplan auf der Verordnungsliste, dessen Umfang selbst hartgesottene Experten sprachlos zurückläßt: Rund 500 Milliarden Dollar aus dem öffentlichen Haushalt will man es sich notfalls kosten lassen, die Folgen der Misswirtschaft hochbezahlter Finanzmanager für die Allgemeinheit abzumildern. Dass sich die politisch Verantwortlichen dabei die Frage gefallen lassen müssen, wieviel Irrationalität ihr Handeln prägte, liegt auf der Hand: Denn die Kriterien, nach denen in den vergangenen Wochen Firmen gerettet und andere zum Untergang verdammt wurden, sind immer noch nicht deutlich geworden. Wissen hier eigentlich die Politiker, was sie warum tun?

Die amerikanischen Steuerzahler können nun erst einmal durchatmen, denn akute Probleme für ihre Einlagen, Investitionen und Ersparnisse scheinen zunächst abgewendet. Doch wird irgendwann die Erkenntnis greifen müssen, dass das derzeit bevorzugte Prinzip, Gewinne von Banken privatisieren zu lassen und Verluste zu sozialisieren, nicht unendlich fortgesetzt werden kann. Denn solche massiven Manipulationen des Finanzmarktes widersprechen einem der Kerngedanken der freien Marktwirtschaft: Dass Unternehmer, die ihren Betrieb in den Abgrund steuern, dafür in erster Linie selbst verantwortlich sind und haften. Auch dürfte die Finanzierbarkeit solcher Rettungsaktionen irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Es gilt nun, ein gesundes Maß an Regulierung zu finden, das weitere Exzesse zu Lasten der öffentlichen Hand ebenso vermeidet wie den Eindruck, man greife zu Maßnahmen, die man sonst nur in totalitären Staaten wie Russland findet. Entwarnung wird es zudem erst dann geben, wenn der freie Fall der Immobilienpreise im Land gestoppt - und damit eine der Ursachen der derzeitigen Misere beseitigt ist.

nachrichten.red@volksfreund.de

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