Immer wieder Sachsen: Die Angriffe in Clausnitz und Bautzen sind eine Schande

An diesem Wochenende erst Clausnitz, dann Bautzen - und Heidenau ist auch noch nicht so lange her. Wieder ist Sachsen Schauplatz unsäglicher Attacken auf Menschen aus Kriegsgebieten oder auf geplante Flüchtlingsheime geworden. Was ist nur los im östlichen Freistaat?

Sicher, im ganzen Land haben die Übergriffe auf Flüchtlinge oder Unterkünfte ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Doch in Sachsen ist die Häufigkeit offenbar besonders hoch. Das hat Gründe: Durch eine Politik des Verharmlosens, Rausredens und Wegschauens seitens der Landesregierung scheint sich manch einer dort regelrecht aufgefordert zu fühlen, mit Gewalt gegen Asylsuchende vorzugehen.

Da helfen die starken Worte von Ministerpräsident Stanislaw Tillich, die er jetzt endlich mal gefunden hat, auch nichts mehr. Im Freistaat hat das gesellschaftliche Miteinander durch politisches Unvermögen extrem gelitten. Es wird lange dauern, das irgendwie wieder zu reparieren.
Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, wieso ausgerechnet dort immer wieder der Mob wüten kann. Und zwar unbehelligt. Denn auch das Verhalten der sächsischen Polizei ist ja nicht neu - da werden die Schuldigen vor allem unter den Opfern gesucht, nicht unter den Tätern. Da wird Verständnis für eine geifernde Menge gezeigt.

Das ist ein echter Skandal. Anstand, Moral, Mitmenschlichkeit, das sind Werte, die immer häufiger von irgendwelchen Dumpfbacken mit Füßen getreten werden. Grölend und pöbelnd. Nicht einmal mehr verängstigte Familien bleiben verschont. Stattdessen sieht man erwachsene Menschen, die auch noch stolz darauf sind, Kinder und Frauen in einem Bus zum Weinen gebracht zu haben. Und die Polizei schaut vermeintlich hilflos zu.

Diese Leute sollten sich schämen. Man kann ja der Politik der Kanzlerin in der Flüchtlingskrise ablehnend gegenüberstehen, man kann Angela Merkel kritisieren, gegen sie demonstrieren und Änderungen ihres Kurses einfordern.

Das gehört zur Demokratie dazu. Man kann, man darf aber seinen Ärger nicht mit Brutalität an denen ablassen, um die es geht - um Menschen auf der Flucht. Wer das tut, muss mit der ganzen Härte des Gesetzes rechnen. Das sagt die Politik jedes Mal nach neuerlichen Übergriffen. Und sie hat recht. Nur fehlt es häufig genug an der entsprechenden Konsequenz.

"Wir sind das Volk", haben sie in Clausnitz gerufen. So, wie anderswo vor Asylunterkünften auch. Auch das ist eine Schande. Der Ruf der friedlichen Freiheitsbewegung in der DDR 1989 wird nun von Rechten und selbsternannten Wutbürgern beschmutzt und missbraucht. Und er richtet sich ausgerechnet gegen jene, die doch Freiheit und Frieden suchen. Das sollten sich alle vergegenwärtigen, die für sich allein in Anspruch nehmen, das Volk zu sein. Auch und gerade bei der AfD.
nachrichten.red@volksfreund.de

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