Die Woche im Blick Arbeit darf Spaß machen!
Die Zahlen sind erschreckend, die Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer in dieser Woche präsentierten: 5500 Arbeitskräfte fehlen den Unternehmen in unserer Region derzeit. Der Arbeitsmarkt sei wie „leer gefegt“.
Kaum hatten wir die Meldung verbreitet, meldeten sich auf unserem Facebook-Profil die Ersten, die eine einfache Lösung parat hatten: Unternehmen müssten mehr zahlen und die Arbeitnehmer nicht ausbeuten. Wie schön ist es doch, wenn die alten Klischees mal wieder bedient werden können: Der gierige Unternehmer, der die Mitarbeiter ausnimmt und sich die Taschen voll macht. Dass die meisten Arbeitgeber selbst ins Risiko gehen, gerade Mittelständler, die noch immer die deutsche Wirtschaft prägen, ist dagegen eine Botschaft, die nur die wenigsten laut vertreten. Dabei ist sie so wahr wie belegbar. Viele Unternehmer sorgen sich um ihre Mitarbeiter – und sie wissen, dass diese entscheidend für ihren Erfolg sind.
Ebenso abstrus sind die Vorstellungen, dass in großen Konzernen alle Manager nur abkassieren wollen. Auch dahinter steckt das veraltete Bild des Klassenkampfes, das sich glücklicherweise in vielen Bereichen als falsch herausgestellt hat. Ganz nebenbei: Wer versucht, die heimische Industrie als Übeltäter zu bekämpfen, etwa die Autofirmen allesamt zum Feind zu erklären, schadet nicht nur der Wirtschaft unseres Landes, sondern ebenso Millionen Mitarbeitern. Bei der Finanzkrise zeigte sich, dass Deutschland relativ schnell wieder erfolgreich war, eben auch weil es immer noch Produktionen vor Ort gab und gibt. Der Erfolg der Unternehmen zeigt sich natürlich in Gewinnen – und es ist erlaubt, darüber nachzudenken, ob unser Steuersystem gerecht ist. Der Erfolg zeigt sich aber ebenso in guten Zahlen vom Arbeitsmarkt. 3,0 Prozent beträgt die neue Arbeitslosenquote in unserer Region, selbst die möglicherweise ehrlichere Quote zur Unterbeschäftigung, bei der etwa Menschen in Weiterbildungsmaßnahmen enthalten sind, ist mit 4,3 Prozent eine erfreuliche.
Das alles sollte immer noch nicht jubeln lassen, und selbstverständlich gibt es Probleme: Gerade bei den Langzeitarbeitslosen finden sich wirkliche Härtefälle – die „vererbte Arbeitslosigkeit“ ist keine Erfindung der Arbeitsmarktexbperten. Wenn Kinder keine Vorbilder haben, haben sie es schwer. Wenn sie nicht sehen, dass Mutter und Vater Arbeit als etwas Wichtiges ansehen und diese sogar Spaß macht, nicht nur finanziell, wird ihr Ehrgeiz in Schule und später im Beruf oft geringer ausfallen.
Beim Fachkräftemangel sind die Herausforderungen nur gemeinsam zu lösen: von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter unterstützen, von Gewerkschaften, die kämpferisch, teils aber ebenso vermittelnd tätig sind, und von Schülern und Eltern, die den Wert der dualen Ausbildung erkennen. Denn die Kammern wiesen mit ihren Zahlen auch auf etwas höchst Erfreuliches hin: Gerade in unserer so lebenswerten Region gibt es für gut ausgebildete junge Menschen aktuell und in den nächsten Jahren beste Chancen, Karriere zu machen.
t.roth@volksfreund.de