Kapitulation der Kassen

Ein bizarrer Streit ist endlich zu den Akten gelegt. Wochenlang hatten sich die gesetzlichen Krankenkassen dagegen gewehrt, für die Kosten der Impfungen gegen die Schweingrippe aufzukommen, und sogar mit Beitragserhöhungen gedroht.

Die Versicherten dürften das Treiben mit großem Unverständnis verfolgt haben. Von einer Krankenkasse sollte man eigentlich erwarten, dass sie sich mit Engagement um ihre ureigensten Aufgaben kümmert. Und dazu gehören nun auch einmal vorbeugende Impfungen. Dafür einen höheren Beitragssatz zu verlangen, ist schon deshalb abwegig, weil es sich um eine Einzel-Aktion handelt, die nur ein Mal Kosten verursacht, während höhere Beiträge den Kassen dauerhaft zufließen würden. Oder glaubt jemand im Ernst, dass sich AOK & Barmer anschließend für eine Beitragssenkung starkgemacht hätten?

Die anstehende Reihenimpfung war offenbar nur ein willkommener Vorwand, um sich zusätzliches Geld zu verschaffen. Kein Wunder, dass die Kassenfunktionäre zuletzt immer stärker in Erklärungsnot gerieten. Nur so lässt sich jetzt auch ihr schnörkelloses Einlenken deuten. Wie von der Gesundheitsministerin gefordert, zahlen die Kassen nun alle bislang geplanten Impfungen. Erst wenn sich tatsächlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung gegen die Schweinegerippe impfen lassen möchte, springen Bund und Länder bei der Finanzierung ein. Ein solches Szenario ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Zumindest zeigt die Erfahrung, dass sich selbst bei großen Grippewellen nur ein Bruchteil der Deutschen impfen ließ.

Übrigens: Den Bürgern kann es völlig egal sein, aus welcher Quelle das Geld für die Impfungen fließt. Sie stehen in jedem Fall dafür gerade - entweder als Beitragszahler oder als Steuerzahler. nachrichten.red@volksfreund.de

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