Die Woche im Blick Wer bremst Karl Lauterbach?

Der Gesundheitsminister prescht wieder einmal vor: Karl Lauterbach (SPD) empfiehlt allen eine vierte Impfung, „die einen unbeschwerten Sommer genießen wollen“. Wer dem Rat des Ministers folgen will, wird es aber schwer haben.

 Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht bei einer Pressekonferenz zur Corona-Lage im Sommer in der Bundespressekonferenz.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht bei einer Pressekonferenz zur Corona-Lage im Sommer in der Bundespressekonferenz.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Bei den Impfmobilen des Landes etwa zählt verständlicherweise die Empfehlung der Ständigen Impfkommission mehr. Und diese sieht nur wissenschaftliche Grundlagen für die vierte Impfung bei Über-70-Jährigen und bestimmten Risikogruppen.

Zugegeben: Lauterbach fügte seiner Empfehlung hinzu, dass er dies Jüngeren „nach Absprache mit dem Hausarzt“ rate. Aber es ist doch so: Wieder einmal tritt Lauterbach als Besserwisser auf und stellt sich gegen die eigentlichen Experten. Dabei hatte gerade erst der Corona-Sachverständigenrat von den zuständigen Entscheidern gefordert, besser und einheitlicher zu kommunizieren. Dass Lauterbach dies ignoriert, ist kein Zufall. Es ist kein einmaliger Fauxpas. Lauterbach hat immer noch nicht erkannt, welche Rolle er als Minister hat. Noch immer twittert er einzelne Studien. Noch immer gibt er vor, alle relevanten Veröffentlichungen zum Thema zu lesen. Das wäre übrigens schon für einen Forscher, der sich nur damit beschäftigt, rein vom Zeitaufwand her unmöglich. Und noch immer ist Lauterbach ein Dauerwarner, der gerade deswegen nicht mehr ernstgenommen wird.

Nebenbei: Wichtiger wäre es, wenn Lauterbach sich um anderes kümmert. So sorgt etwa der Wegfall der kostenlosen Corona-Tests dafür, dass die Dunkelziffer unentdeckter Infektionen noch höher wird. Und noch immer ist nicht klar, wie viele der mit Corona Infizierten im Krankenhaus deswegen behandelt werden – oder ob es sich um Nebenbefunde handelt. Die Reform bei den Krankenkassen, die Probleme nur aufschiebt, wäre ebenfalls größerer Aufmerksamkeit des Ministers wert.

Es stellt sich die Frage: Wer bremst Lauterbach? Die ehrliche Antwort: vorerst keiner. Angesichts der vielen Herausforderungen im Gesundheitswesen nicht nur in diesen Monaten ist das eine schlechte Nachricht.

t.roth@volksfreund.de

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