Kirchturmdenken war gestern

Die Region Trier hat in den vergangenen Jahren in Sachen Tourismus viel dazugelernt. Man hat sich zu Dachmarken zusammengeschlossen - zunächst in der Eifel, dann an der Mosel, nun auf dem Hunsrück und im Hochwald.

Man hat sich Qualität und Service auf die Fahnen geschrieben und erkannt, dass nur Produkte und Dienstleistungen aus der Region auch für die Region werben können.
Doch damit nicht genug. Ob Eifel-"e" oder Mosel-"M": Es reicht nicht, wohlklingende Dachmarken-Namen zu haben. Sie und die Ideen dahinter müssen bei den Gastgebern, den Hoteliers, den Winzern, ihrem Personal und bei den Einheimischen auch ankommen. Denn nur wer eine Sache lebt, wer hinter ihr steht und mit Herzblut dabei ist, kann auch seine Gäste und Kunden von der Lebensqualität in der Eifel, an der Mosel und auf dem Hunsrück überzeugen. Denn Gäste und Kunden sind Multiplikatoren, tragen die positiven Impulse aus der Region in die Republik hin aus und sorgen so mit dafür, dass weitere Menschen unsere Region als Tourismusgebiet entdecken. Für die Bewohner hierzulande bedeutet das, sich mit regionalen Produkten zu identifizieren, nachhaltig zu konsumieren und wirtschaftlich neue Standbeine zu schaffen. Eines ist klar: Ohne Kooperation läuft in Zukunft in Sachen Tourismus nichts. Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, wird aber in der jüngsten Studie zum Weintourismus nochmals herausgestellt. Und hier scheint es - zumindest was die Studie zur gemeinsamen Vermarktung der Mosel veröffentlicht - noch Verbesserungsbedarf zu geben.
Dies zu ignorieren, würde nicht nur einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in der Region in frage stellen.
Laut Berechnungen der Trie rer Industrie- und Handelskammer erwirtschaftet die Branche immerhin rund eine halbe Milliarde Euro im Jahr, etwa 37 000 Vollzeitjobs hängen davon ab. Auch die Existenz vieler Betriebe wäre dann gefährdet.
Ob Verwaltung, Politik, Touristiker und Wirtschaft: Ein gemeinsames Umdenken ist gefordert. In Zeiten, in denen wir per Mausklick unseren Urlaub im Internet buchen, sind autonom voneinander arbeitende Touristinformationen überflüssig, sind Austausch und gemeinsames Arbeiten überfällig.
Dazu muss man sich auf den anderen zubewegen, muss offen über Defizite sprechen, muss im Zweifel auch Geld in die Hand nehmen.
Doch was ist die Alternative? Kirchturmdenken war gestern, Vernetzung ist Zukunft.

s.schwadorf@volksfreund.de

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