Klaus, der Bruchpilot

Klaus Wowereit darf seinen Job als Regierender Bürgermeister von Berlin behalten. Sonderlich glücklich sah der Bedrängte nach dem erwartungsgemäß gescheiterten Misstrauensantrag der Hauptstadt-Opposition allerdings nicht aus.

Wie auch? Der Bruchpilot weiß wohl ebenfalls nur allzu gut, dass die Vertrauensbekundung der rot-schwarzen Koalition trotz seiner Mitverantwortung für das Flughafendesaster weniger ihm selbst geschuldet war als vielmehr den politischen Zwängen, in denen SPD und CDU stecken.
Wowereit hat erfolgreich dafür gesorgt, dass es zu ihm derzeit keine personelle Alternative in der Berliner SPD gibt. Und die Christdemokraten an der Spree haben es sich nach langer Abstinenz gerade erst wieder auf den Regierungsbänken bequem gemacht. Vorzeitige Neuwahlen hätten dieses Glücksgefühl empfindlich stören können. Denn im Bedarfsfall kann die SPD auch mit Linken oder Grünen koalieren. Für die CDU dagegen hält sich die Auswahl des Partners stark in Grenzen. Die FDP in Berlin dümpelt nämlich schon deutlich länger an der demoskopischen Wahrnehmungsschwelle als im Bund. Obendrein sollte nicht vergessen werden, dass CDU-Landeschef und Innensenator Frank Henkel ebenfalls im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft sitzt - eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Dennoch ist Wowereit ein Regierungschef auf Abruf. Das Vertrauen der Berliner Bevölkerung hat er jedenfalls gründlich verspielt. Für die SPD im Bund ist das kein gutes Omen. Angesichts ihres problematischen Kanzlerkandidaten kann sie jedes Zugpferd in den Ländern für die anstehende Bundestagswahl dringend gebrauchen. Wowereit zählt eindeutig nicht mehr zu diesen Aktivposten. Sein politischer Stern ist verglüht.
nachrichten.red@volksfreund.de

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