Kommentar Mal kurz die Welt retten

Trier · Immer neue Forderungen helfen nicht weiter.

 Damian Schwickerath

Damian Schwickerath

Foto: TV/Klaus Kimmling

Es ist ebenso einfach wie unredlich, immer nur zu fordern: mal den schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung, dann die Abschaltung der Atomkraftwerke oder die Umstellung von Dieselautos und Benzinern auf Elektrofahrzeuge. Und stattdessen versprechen die grünen Propheten: Alternative Energien werden es richten, Wind und Sonne, Wasser und Biogas. Hört sich prima an: Wir, die Guten, retten das Klimaziel von nur zwei Prozent Temperaturanstieg - und damit die Welt.

Pustekuchen, so funktioniert das eben nicht! Alles auf einmal ist nicht zu haben.

Nehmen wir das Beispiel Kohle. Angela Merkel wird heftig dafür gescholten, dass sie auf dem Klimagipfel in Bonn kein verbindliches Datum für den Ausstieg aus dieser schmutzigen Energieform genannt hat. Leuchtendes Beispiel, so heißt es, seien die Briten. Die hätten versprochen: Wir machen Schluss mit der Kohleverstromung. Stimmt, aber sie haben gut reden, setzen die Insulaner doch munter weiter auf Atomkraft.

Und wir? Wir haben nach Fukushima fast panisch verkündet: Atomstrom ist des Teufels, und die deutschen Kraftwerke werden so schnell wie möglich abgeschaltet. Das war - auch im Sinne des Klimaschutzes - ein schwerer Fehler.

Seitdem irrt Deutschland gefühlt planlos durch ein nicht mehr überschaubares Energie-dickicht. Der Strom wird ständig teurer, die Förderung erneuerbarer Energien immer geringer und der Widerstand vor Ort gegen Windräder und Stromleitungen heftiger. Von geordneter Energiewende keine Spur.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Klimaschutz in seiner ganzen Bandbreite ist die entscheidende Frage für die kommenden Generationen. Kein vernünftiger Mensch wird bestreiten, dass es hier um eines der zentralen Menschheitsthemen geht - und dass wir dringend handeln müssen. Dazu dient ja das Klimaschutzabkommen von Paris, und für dessen Umsetzung muss es festgeschriebene Regeln geben, die für alle in gleicher Weise verbindlich sind. In diesem zentralen Punkt ist man in Bonn ein gutes Stück vorangekommen.

Doch bei aller Dringlichkeit: Klimaschutz ist ein Prozess. Um ihn erfolgreich zu gestalten, braucht es auch Augenmaß, Geduld und langen Atem. Das ist viel wichtiger als Schuldzuweisungen, und das penetrante Pochen auf genauen Jahreszahlen für alles und jedes.

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