Ernährung Ein heißes Eisen

Berlin · Besseres Essen zu einem günstigeren Preis: Diese Idee bleibt ein frommer Wunsch.

 Hagen Strauß

Hagen Strauß

Foto: k r o h n f o t o .de

Beim Wort "Steuererhöhungen" reagieren die Bundesbürger allergisch. Das ist auch der Grund, warum die Politik dieses heiße Eisen möglichst nicht anfasst. Selbst dann nicht, wenn die Forderung mal mit einer überzeugenden Idee verbunden ist.

Bereits heute ist mehr als die Hälfte der Deutschen zu dick, jeder Vierte erfüllt sogar die Kriterien für Fettleibigkeit. Darunter immer mehr Kinder. Die Folgen sind ernsthafte Krankheiten und steigende Kosten für das von der Allgemeinheit finanzierte Gesundheitssystem.

Einig sind sich alle, dass sich das Ernährungsverhalten vieler Bürger langfristig ändern muss. Die Aufklärungskampagnen und Reduktionsstrategien bei Fetten und Zucker haben zwar das Bewusstsein um die Gefahren falschen Essens geschärft. Aber eben den Trend nicht grundsätzlich umgekehrt.

Was also Ernährungsexperten jetzt vorschlagen, nämlich ein ausgewogen gestaffeltes Mehrwertsteuersystem mit höheren Steuern für besonders zuckrige Lebensmittel und Steuerfreiheit für gesunde Nahrung, klingt sinnvoll. Das ist keine Bevormundung, sondern ein Anreiz. Viele Länder haben bereits solche gegliederten Systeme eingeführt, und sie haben gute Erfahrungen damit gemacht. Weil erkennbarer wird, was gesund ist und was nicht.

Das wiederum macht es einfacher, entsprechend einzukaufen und zu leben. Außerdem müssten die Hersteller die Rezepturen beispielsweise für ihre Fertiggerichte wohl anpassen und weniger Fett und Zucker verwenden, um ihre Produkte weiter an den Mann oder die Frau bringen zu können. Die Verbraucher bekämen somit bessere Lebensmittel entweder zum selben oder zu einem günstigeren Preis.

Klingt zu schön, um wahr zu werden. Denn wenn man weiß, wie einflussreich die Lebensmittelindustrie ist und wie zaghaft die Politik zuletzt zum Beispiel beim Thema Reduzierung von Zucker agiert hat, dann ist klar, dass dieser Vorschlag zwar die Debatte belebt. Aber seine Umsetzung dürfte ein frommer Wunsch bleiben.

nachrichten.red@volksfreund.de

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