Meinung Ein wunder Punkt neben dem Dom

Diskriminierung fängt in den Köpfen an, bei den Bildern und Zuschreibungen, die wir uns von Menschengruppen machen. Manche Mythen wie die vom geldgeilen Juden, der übermächtig die Welt beherrscht, halten sich seit Jahrhunderten – selbst in so aufgeklärt und weltoffen scheinenden Künstlerkreisen wie denen der documenta 15. Doch Bilder bereiten den Boden für antisemitische Taten.

 Vor dem Eingang in die Trierer Liebfrauenkirche: Die Figur der Synagoge steht ganz rechts, die der Ecclesia ganz links.

Vor dem Eingang in die Trierer Liebfrauenkirche: Die Figur der Synagoge steht ganz rechts, die der Ecclesia ganz links.

Foto: David Kunz

Da ist es genau der richtige Ansatz, wenn die Kulturwochen gegen Antisemitismus darauf abzielen, unsere Narrative über Juden zu hinterfragen. Und man muss nach Handlungsbedarf nicht lange suchen. Vis-à-vis prangt an der Liebfrauenkirche ein anstößiges Bild: die Figur der Synagoge, der mit verbundenen Augen die Gesetzestafeln aus der Hand fallen. Sie repräsentiert das Judentum und steht der Skulptur einer stolzen Ecclesia (Kirche) gegenüber. Darf sie wirklich kommentarlos weiter da stehen bleiben? Hier wären eine erkennbare Distanzierung und eine selbstkritische Reflexion dringend nötig.