Kommentar zu Entwicklung von Straftaten im Umfeld der Afa Hermeskeil Offen kommunizieren, damit nichts dramatisiert wird

Hermeskeil · Mitte Dezember wird ein Zeitungsausträger mit einem Messer schwer verletzt, tatverdächtig ist ein ehemaliger Bewohner der Afa Hermeskeil. Zwei Tage später verurteilt das Landgericht Trier zwei junge Männer, die in einen Streit in der Afa verwickelt waren, bei dem ein Mitbewohner einen Messerstich in den Bauch erlitt.

 Der Eingang zu Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Hermeskeil, die in der ehemaligen Hochwaldkaserne eingerichtet ist. Knapp 1500 Menschen sind dort derzeit untergebracht.

Der Eingang zu Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Hermeskeil, die in der ehemaligen Hochwaldkaserne eingerichtet ist. Knapp 1500 Menschen sind dort derzeit untergebracht.

Foto: dpa/Harald Tittel

Dieser Vorfall ereignet sich rund neun Monate vor dem Angriff auf den Zusteller. Der geringe zeitliche Abstand zu dem Prozessurteil und zu der Nachricht, dass die Afa mit fast 1500 Geflüchteten nahezu voll belegt ist, hat bei manchem vielleicht den Eindruck entstehen lassen, dass sich die Lage in und um die Afa irgendwie zuspitzt. Die Polizei gibt dazu auf Nachfrage eine klare Einschätzung ab: Ja, es ist derzeit recht voll dort und es gibt einiges zu tun. Und ja, es gab im vergangenen Jahr diese zwei Messer-Taten, die herausragen. Aber die Lage insgesamt, stellt die Polizei fest, ist nicht besorgniserregend, sie ist ‚unaufgeregt‘. Was die Entwicklung der konkret von Afa-Bewohnern verübten Straftaten 2022 betrifft, nennt die Polizei zwar keine Zahlen mit Verweis auf die noch in Arbeit befindliche Statistik. Hinweise, dass es da ungewöhnliche Steigerungen gibt, erkennt sie jedoch nicht.

Solche Einschätzungen und offene Kommunikation seitens der verantwortlichen Stellen sind enorm wichtig. Nur so kann dem Verfestigen subjektiver Empfindungen entgegengewirkt werden – mit sachlicher Information, die nichts verschweigt oder verharmlost, aber auch nichts dramatisiert. Und nur so kann man Versuchen aus der rechten Ecke, Vorfälle wie den Angriff in Hermeskeil in deren Sinne zu instrumentalisieren und Ängste zu schüren, etwas entgegensetzen.

Offene Kommunikation ist aber natürlich ebenso geboten, wenn es tatsächlich Probleme gibt. Sie ist auch geboten bei Vorfällen wie am 10. Dezember. Die Öffentlichkeit dann offensiv zu informieren – nicht erst auf Nachfrage der Presse – hilft gegen Spekulationen, dass hier womöglich etwas verheimlicht wird. c.weber@volksfreund.de

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