Kommentar Aufs richtige Augenmaß kommt es an

Hilscheid/Thalfang · Viele Klimaschützer sehen den Einsatz von Schneekanonen kritisch. Unsere Reporterin hat eine klare Meinung zu den am Erbeskopf eingesetzten Maschinen.

Ein Schneekanone produziert mit Hilfe von Wasser und Strom künstlichen Schnee. Nachdem am Erbeskopf diesen Winter trotz des Einsatzes solcher Maschinen noch kein Skifahren möglich war, regt sich Kritik.

Ein Schneekanone produziert mit Hilfe von Wasser und Strom künstlichen Schnee. Nachdem am Erbeskopf diesen Winter trotz des Einsatzes solcher Maschinen noch kein Skifahren möglich war, regt sich Kritik.

Foto: Klaus Kimmling

Der Klimawandel lässt sich nicht leugnen. Laut Wetterexperten werden die Winter auch bei uns milder, die Schneefallgrenze verschiebt sich. Das bekommen alle Wintersportgebiete in Mittelgebirgen zu spüren – auch am Erbeskopf. Der Einsatz von Schneekanonen, also die Produktion von Kunstschnee, ist daher keine Seltenheit.

Zwar geben die Verantwortlichen aktuell keine genauen Kosten für den Einsatz der Maschinen am Erbeskopf preis. Dass der Energie- und Wasserverbrauch hoch sind, ist aber kein Geheimnis. Daher ist es auch nachvollziehbar, wenn Umweltschützer deren Einsatz kritisch sehen. Klar ist aber auch: Will man Skifahren in den Mittelgebirgen weiterhin einigermaßen verlässlich anbieten, dann kommt man an ergänzendem Kunstschnee nicht vorbei.

Der Zweckverband hat sich dafür entschieden, auch, weil die Ski-Hänge für die Erbeskopfregion ein wichtiger Anziehungspunkt sind. Das zeigt regelmäßig der Ansturm von Hobbysportlern und Familien aus der gesamten Region, sobald die ersten Schneeflocken im Hunsrück fallen. Wäre es dem Klimaschutz zuträglicher, wenn die Wintersport-Begeisterten stattdessen zum Skifahren in die Alpen reisen würden?

Der Zweckverband hält – trotz hoher Defizite – am Wintersport fest. So wie viele Kommunen Schwimmbäder für ihre Bürger vorhalten, obwohl sie finanziell eher eine Belastung sind. Wichtig ist dabei das richtige Augenmaß: Die Kanonen ersetzen den Naturschnee nicht – wie etwa derzeit bei den Olympischen Spielen in Peking. Sie ergänzen ihn. Die Pisten werden nicht auf Teufel komm raus parat gemacht. Das haben die Verantwortlichen zuletzt mit ihrer umsichtigen Entscheidung vor zwei Wochen bewiesen, als sie lieber auf weitere Frostnächte warteten – die dann doch ausblieben. Die vergangenen zehn Jahre haben zudem gezeigt, dass es zwar milde Winter, dann aber auch wieder schneereichere gibt, in denen weniger Technik eingesetzt werden muss und passable Einnahmen erzielt werden.

Sollten irgendwann Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis mehr stehen, dann muss die Grundsatzentscheidung für den Wintersport sicher neu überdacht werden. Durch Freizeitangebote wie die Sommerrodelbahn, Wanderwege, Hochseilgarten, Mountainbike-Trails und die Nationalpark-Ausstellung im Hunsrückhaus stellt man sich bereits breit auf, um den Erbeskopf wintersportunabhängig ganzjährig attraktiv zu machen. Dass man derzeit am Wintersport festhält, schließt im Übrigen nicht aus, mit dem Land an einem Mobilitätskonzept für weniger Autoverkehr im Nationalpark zu arbeiten.

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