Meinung Formales Kriterium sollte nicht den Ausschlag geben
Trier · In Trier gibt es 18 kirchliche Kitas und sechs in Trägerschaft der Stadt. In den umliegenden Landkreisen ist die Vorherrschaft der katholischen Kita gGmbH noch viel größer. Dass die Kirche sich in der Kinderbetreuung so stark organisiert, basiert in erster Linie auf ihrem Selbstverständnis als starker sozialer Akteur unserer Gesellschaft.
Antrieb für das große Engagement ist aber auch der Selbsterhalt.
Die Handlungsanweisungen im Rahmenleitbild dienen klar der Missionierung, katholische Inhalte und religiöse Rituale sollen früh verankert werden. Das wäre legitim, wenn die Kirche sich diese Nachwuchsrekrutierung nicht von Steuergeldern bezahlen lassen würde – schließlich trägt der Staat deutlich mehr als 90 Prozent der Personal- und Betriebskosten – und wenn Eltern die faktische Möglichkeit hätten, ihre Sprösslinge in eine nicht-katholische Kita zu schicken.
In die eigene Tasche lügt die Kita gGmbH sich, wenn sie glaubt, dass die pure Mitgliedschaft in der Kirche automatisch bedeutet, sich mit dieser auch zu identifizieren. Gerade auf dem Land bleiben etliche, die quasi qua Geburt katholisch oder evangelisch sind und sich nie bewusst für einen Kirchen-Eintritt entschieden haben, nur Mitglied, um keine beruflichen Nachteile zu haben.
Verschließt man vor dieser Tatsache nicht die Augen, kann man sich von dem formalen Kriterium „nicht aktiv ausgetreten“ verabschieden, alle Bewerberinnen und Bewerber willkommen heißen und dann in üblichen Bewerbungsgesprächen sehen, ob man zueinander passt.
c.wolff@volksfreund.de