Kommentar zu Rettungsversuch für ärztlichen Bereitschaftsdienst in Hermeskeil Da sind noch dicke Bretter zu bohren
Hermeskeil · Es war klar, dass der plötzliche Verlust des ärztlichen Bereitschaftsangebots in Hermeskeil auf Protest stoßen würde. Aus Sicht der Patienten ist es ja eindeutig eine Verschlechterung. Wer findet es schon toll, wenn er samstags mit akuten Rückenschmerzen 30 Kilometer bis nach Birkenfeld zur offiziellen Bereitschaftsdienstzentrale fahren soll – wo es bislang doch ein Angebot direkt vor Ort in Hermeskeil gab.
Die aktuellen Bemühungen, das Angebot wieder zu beleben, sind daher absolut verständlich. Gut ist natürlich auch, dass sich die Betroffenen zeitnah treffen wollen, um die Bedingungen zu klären. Es ist immer besser, miteinander statt übereinander zu reden. Es könnte längerfristig tatsächlich auch ein gutes Forum sein, um grundsätzliche Herausforderungen für die medizinische Versorgung im Mittelzentrum Hermeskeil im größeren Kreis zu diskutieren.
Dennoch: Die Erwartungen an den Runden Tisch sollten nicht zu hoch angesetzt werden. Da sind sicherlich noch dicke Bretter zu bohren. Denn das Problem, dass zuletzt offenbar nur noch wenige Ärzte das freiwillige Angebot in Hermeskeil unterstützt haben, hängt ja auch entscheidend mit dessen Status zusammen. Es ist nun einmal kein offizieller ärztlicher Bereitschaftsdienst-Standort, deshalb wurden Dienste dort nicht anerkannt. Und auch wenn die Kassenärztliche Vereinigung hier offenbar bei der Anrechnung von Diensten Gesprächsbereitschaft signalisiert. Dass sie aus Hermeskeil eine vollwertige Zentrale wie in Birkenfeld macht, ist recht unwahrscheinlich. Und die Marienhaus-Gruppe macht deutlich, dass sie zwar weiter Räume stellen würde, sich bei der Organisation künftig aber eher heraushalten will. Es wird also spannend sein, ob sich auf dieser Basis ein zukunftsfähiges Betriebsmodell finden lässt. Aber zumindest sitzen dafür jetzt alle Betroffenen mit am Tisch.
c.weber@volksfreund.de
