Die Woche im Blick Atomkraft, Gas, Öl, Erneuerbare Energien: Welches Risiko wollen wir tragen?
Fridays for Future bittet wieder auf die Straßen und viele kommen. Warum der Protest auch in diesen Tagen zeitgemäß ist und wieso bei Atomkraft, Gas, Öl, aber auch Solarenergie immer Risiken abgewogen werden müssen.
Am Freitag gingen wieder zahlreiche, vor allem junge Menschen auf die Straße, um für Klimagerechtigkeit zu demonstrieren. Doch ist der Protest angesichts der Ukraine-Krise noch zeitgemäß? Immerhin wirbt selbst der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck für Flüssiggas-Terminals und (vorübergehend) stärkere Nutzung der Kohlekraft.
Die Antwort ist einfach: Ja, der Kampf gegen den Klimawandel ist eines der wichtigsten Themen. Hier konsequent vorzugehen, ist an der Zeit. Es stimmt, wenn Habeck sich darüber beklagt, dass Angela Merkel als „Klima-Kanzlerin“ große Ziele festgeschrieben, aber das Klein-Klein des Umsetzens vernachlässigt hat. Nun ist es aber ebenso wichtig, nicht nur im Klein-Klein zu denken, sondern ebenso das mittel- und langfristige Handeln anzupassen.
Aber was ist der richtige Weg? Sind Atom- und moderne Gaskraftwerke wichtig, denen das EU-Parlament sogar das Label „grün“ verpasst hat? Für den Übergang stimmt das sicherlich, für die nächsten Jahrzehnte ist es ungewiss. Bei der Atomkraft gibt es aber Entwicklungen, bei denen wir entscheiden müssen, ob wir bereit sind, ein nie ganz abzustellendes, aber geringeres Restrisiko künftig in Kauf zu nehmen. Deutschland allerdings ist zurzeit nahezu komplett außen vor – die unter Merkel eingeleitete abrupte Energiewende nach Fukushima hat der Atomkraft-Technologie bei uns den Todesstoß versetzt: imagemäßig und mit Blick auf Wissenschaft und kaum vorhandene Fachkräfte.
Nebenbei: Auch beim Blick auf Kohlekraftwerke gibt es ein Risiko, etwa die kurz- und mittelfristigen Schäden der Gesundheit. Ebenso sieht es bei allen Energieformen aus. Selbst bei Windkraft und Solarenergie müssen Herstellungsmethoden und die Konsequenzen für Umwelt und Menschen beachtet werden.
Und die Frage nach dem Risiko stellt sich auch bei der Frage, mit wem wir auch (aber nicht nur) bei der Energieversorgung zusammenarbeiten wollen. Ersetzen wir Abhängigkeiten von Russland etwa durch solche mit anderen Staaten wie Katar?
Derzeit geht es darum, zunächst Strom, Gas und Öl zu sichern. Wo aber ist die langfristige Lösung? Alleine das Säulen-Chaos bei E-Autos und dessen Ausbau lässt einen wenig zuversichtlich vorausblicken. Fakt ist: Es gibt genügend Grund für Proteste. Und es gibt noch mehr für gute Lösungen.
t.roth@volksfreund.de