Krise? Welche Krise?

Angela Merkel hat gestern richtig inspiriert gewirkt von der allgemeinen Begeisterung, die US-Präsident Barack Obama auslöst. Also nahm die Wahlkämpferin in Dresden prompt ein Bad in der Menge - vergessen die Irritationen um Programm und Dauer des Besuchs, die es gegeben hat.

Die Kanzlerin kann jedenfalls zufrieden sein, sie hat ihre schönen Fotos und Bilder an der Seite des so überaus populären Präsidenten bekommen. Sogar reichlich.

Irgendwann entpuppen sich solche Geplänkel im Vorfeld eines Besuches dann doch als das, was sie oftmals sind: politische Erbsenzählerei. Daraus eine Krise des deutsch-amerikanischen Verhältnisses zu konstruieren, war ohnehin sehr gewagt. Sicher, Angela Merkel wird mit Obama nicht richtig warm, der Jubel um ihn ist ihr suspekt. Und der Präsident fremdelt wegen der nüchternen, emotionslosen Art der Kanzlerin und ihrer damaligen Weigerung, ihn als Kandidaten am Brandenburger Tor sprechen zu lassen. Trotz durchaus auch unterschiedlicher Interessen: Merkels Vernunft und Obamas visionäre Kraft sind nicht zwangsläufig Gegensätze. Das politische Miteinander und den inhaltlichen Austausch können diese persönlichen Eigenheiten sogar befördern. Wenn man will.

Politisch hat dieser Besuch nicht viel gebracht. Der Sinn der Visite war ein durch und durch symbolischer. Davon zeugen schon die von Obama besuchten Orte.

In Deutschland dürfte es allerdings noch ein Nachspiel geben: Merkel, die geschickte Taktikerin, hat ihren Herausforderer Frank-Walter Steinmeier kühl im Vorfeld des Treffens mit Obama abserviert. Das wird die SPD nicht auf sich sitzen lassen.

nachrichten.red@volksfreund.de

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