Lieb und teuer

Das Wasser ist uns lieb, aber vor allem teuer. Und es kostet immer mehr.

Die Kommunen stecken in einem Dilemma: Weil die Verbraucher immer mehr Wasser sparen und die Zahl der Bürger - demografisch bedingt - zurückgeht, sinkt der Wasserverbrauch. Trotzdem müssen das teure Leitungsnetz, die Wasserwerke, die Kläranlagen und Hochbehälter vorgehalten und gewartet werden. Das kostet Geld. Viel Geld. Experten gehen davon aus, dass 90 Prozent der Kosten der Wasserversorgung fix sind. Sie entstehen einfach, weil die Wasserleitung und der Kanal da sind und instand gehalten werden müssen. Weil das Wasser sauber gehalten und das Abwasser gereinigt werden muss. Die Wasserversorgung kann nicht einfach so an den Bedarf angepasst werden. Wir sind zu Recht stolz auf unser sauberes Wasser. Und dafür müssen wir eben unseren Preis bezahlen. Da aber die Kommunen nicht einfach so an der Gebührenschraube drehen dürfen, müssen sie die wegbrechenden Einnahmen beim Wasser anders ausgleichen. Viele machen das durch wiederkehrende Beiträge. Dass die sich nach der Größe von Grundstücken, ob bebaut oder unbebaut, richten, mag im Einzelfall ungerecht erscheinen. Verständlich auch, dass sich dagegen Widerstand regt, weil die Bürger dadurch für Wasser zahlen müssen, das sie gar nicht verbrauchen, das einfach so versickert. In einigen Fällen mag die Höhe der Beiträge auch durchaus horrend erscheinen. Die Wasserversorgung in Deutschland ist überwiegend ein Monopol der Kommunen. Anders als bei Strom oder Gas kann sich der Verbraucher nicht aussuchen, von wem er sein Wasser bezieht. Dadurch können die Versorger weitestgehend die Preise selbst bestimmen. Und das weitestgehend unkontrolliert. Das muss sich ändern. Auch der Wasserpreis muss reguliert werden.
Gerade erst hat sich Deutschland mit Erfolg gegen Pläne der Europäischen Union gewehrt, die Wasserversorgung zu privatisieren. Es ist gut, dass diese weiter überwiegend in öffentlicher Hand bleibt. Negativbeispiele - etwa aus London - zeigen, dass eine Privatisierung zu noch höheren Kosten und zu maroden Leitungen führt.
Trotzdem muss sich an der Wasserversorgung in Deutschland mittelfristig etwas ändern. Warum brauchen wir über 6500 Wasserversorger? Umgerechnet kommt damit auf zwei Kommunen ein Versorger. Um Kosten zu sparen, werden die Gemeinden nicht darum herumkommen, ihre Wasserwerke zu fusionieren. So wie es die Niederlande bereits erfolgreich vorgemacht haben. Dadurch könnten die Gebühren zumindest stabil gehalten werden.
b.wientjes@volksfreund.de

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