Luxair in der Klemme

Wer mit Luxair fliegt, der wird selbst in der Holzklasse noch verwöhnt und fühlt sich als echter Kunde. Service wird groß geschrieben.

Nicht so wie bei den sogenannten Billigfluggesellschaften, bei denen jeder Kaffee und jedes Sandwich extra bezahlt werden muss. Was bei Luxair selbstverständlich und im Preis enthalten ist, kann den Gast bei Ryanair und Co. teuer zu stehen kommen.
Die Frage ist allerdings, wie lange die Luxemburger diesen Luxus noch bieten können. Und vor allem, wie lange der Staat als Hauptanteilseigner noch zuschaut, wie die Gesellschaft Jahr für Jahr tiefer ins Minus rutscht. Und das, obwohl seit 2006 an einer neuen, rentableren Fluggesellschaft gebastelt wird und die Flotte nach und nach bereits weitgehend auf billigere, weil im Kerosinverbrauch sparsamere Propellermaschinen umgestellt worden ist. Spätestens 2008 sollte die Fluggesellschaft wieder schwarze Zahlen schreiben. Doch die Wirtschaftskrise, die Aschewolke und die steigenden Treibstoffpreise machten einen Strich durch die Rechnung. Luxair ist mit einem Minus von 16,3 Millionen Euro von der Gewinnzone so weit entfernt wie noch nie. Und mitschuld sind die Passagiere. Denn obwohl die Zahl der auf den regulären Flügen transportierten Kunden gestiegen ist, kommt pro Passagier weniger Geld in die Kasse. Den Geschäftsfliegern ist das Reisen in der 1. Klasse zu teuer. Selbst Spitzenmanager von Filialen deutscher Banken im Großherzogtum sollen dem Vernehmen nach statt der teuren Business Class mit der bei Luxair nicht weniger komfortablen, aber billigeren Economy Class vorlieb nehmen.
Zudem hat Luxair als Reaktion auf die sogenannten Billigflieger seit einiger Zeit selbst Billigtickets im Angebot - und das mit zunehmendem Erfolg. Fast jedes dritte verkaufte Ticket wird zum Schnäppchenpreis gebucht. Das bringt zwar mehr Passagiere, führt aber ebenfalls zu einem geringeren Gewinn.
Damit hat sich Luxair selbst in die Klemme gebracht. An der Preisschraube ist nicht mehr zu drehen. Würden die Ticketpreise steigen, ginge die Zahl der Passagiere zurück. Wird Luxair zum Billigflieger, geht die Gesellschaft pleite.
Daher wird kein Weg an Einschnitten vorbeiführen. Zum einen beim Personal. Wenn in einem Unternehmen jeder dritte verdiente Euro für Löhne draufgeht, ist das mittelfristig ungesund. Daher wird es Lohnkürzungen und Entlassungen geben. Auch werden weiter unrentable Strecken gestrichen werden. Und vermutlich werden die Passagiere künftig auf Brötchen, Kaffee und Pralinen verzichten müssen. Für Luxus hat Luxair kein Geld mehr.
b.wientjes@volksfreund.de

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