Mehr Aufklärung und Transparenz

In Österreich ist es einfacher. Dort dürfen einem Hirntoten nur dann keine Organe entnommen werden, wenn er das zuvor ausdrücklich so bestimmt hat.

In Deutschland dagegen gilt statt der Widerspruchs- die Entscheidungslösung: Die Krankenkassen schicken allen Bürgern ab 16 Jahren einen Organspendeausweis zu, auf dem man sich für oder gegen eine Organentnahme entscheiden kann - oder sich die Entscheidung offenhält und sie im Ernstfall den Angehörigen überlässt.
Allein, diese liberale Lösung führt schon dazu, dass sich die Zahl der potenziellen Spender generell in Grenzen halten wird. Meldungen über manipulierte Wartelisten und Spekulationen, Privatversicherte könnten bei der Vergabe eines Herzens oder einer Niere eher zum Zuge kommen als Kassenpatienten, haben die Deutschen allerdings so stark verunsichert, dass der ohnehin schon kleine Kreis bereitwilliger Spender nochmals geschrumpft ist. Diese traurige Tatsache wird auch mit einer Image-Kampagne unter Beteiligung berühmter Sport- und Fernseh-Stars schwerlich aus der Welt zu schaffen sein.
Natürlich gibt es andere Möglichkeiten. Siehe Österreich. Oder noch drastischer: Wer sich nicht als Spender bekennt, der rutscht auch in der Warteliste nach hinten, falls er selbst einmal auf ein Organ angewiesen ist. Nur, wohin soll das führen? Ein Alkoholiker müsste die Kosten für seine Therapie dann womöglich selbst übernehmen. Schließlich hat ihn keiner gezwungen, zur Flasche zu greifen. Und auch ein Extremsportler bliebe bei einem Unfall vielleicht auf seinen Kosten sitzen, weil die Krankenkasse nicht mehr einspringt.
Wer gegen solch radikale Methoden ist und auch gegen die Widerspruchslösung, der wird sich damit abfinden müssen, dass der Vertrauensverlust bei der Organspende, wenn überhaupt, nur über einen längeren Zeitraum zu reparieren ist. Nötig sind Transparenz und Aufklärung. Eine Image-Kampagne kann dabei zumindest nicht schaden.
nachrichten.red@volksfreund.de

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