Mehr Einnahmen, mehr Probleme

Eine seriöse Kauffrau macht sich nicht reicher als sie ist. Von daher ist es verständlich, wenn sich die Finanzchefin des Trierer Bischofs bei der jährlichen Haushaltsaufstellung zurückhält, Einnahmen eher vorsichtig kalkuliert als zu forsch.

Dennoch macht es nicht gerade den besten Eindruck, in zwei aufein-anderfolgenden Jahren mit den Prognosen meilenweit neben dem tatsächlichen Ergebnis zu liegen. Über 20 Millionen Euro Mehreinnahmen im Jahr sind schließlich kein Pappenstiel, auch nicht bei einem Haushaltsvolumen von rund 360 Millionen Euro. Schlimmer noch als die Zahl: Das Bistum Trier ist seit 2012 nicht in den Miesen, wie vorausgesagt, sondern im Plus. Auch in diesem Jahr wird das der Fall sein - dieses Mal sogar prognostiziert. Das Ganze übrigens, obwohl die Bevölkerungs- und auch die Gläubigenzahlen im Gebiet zwischen Trier, Koblenz und Saarbrücken kontinuierlich zurückgehen.
Weil sich viele Rahmenbedingungen verschlechtern, hat das Bistum vor einiger Zeit ein millionenschweres Sparpaket geschnürt.
Die Kirchengemeinden werden nun nicht mehr nach Bedarf bezuschusst, sondern müssen mit festen Beträgen auskommen; einzelne Einrichtungen wie die Katholische Akademie wurden geschlossen.
Dass angesichts der sprudelnden Kirchensteuereinnahmen nun die Frage auftaucht, ob der finanzielle Aderlass wirklich nötig war - zumal in der Geschwindigkeit und dem Umfang - , liegt auf der Hand. Und wenn das Bistum schon schwarze und keine roten Zahlen mehr schreibt: Warum sollen klamme Kirchengemeinden davon nicht stärker profitieren als bislang geplant?
Diese Fragen werden Generalvikar Georg Bätzing und seine Finanzdirektorin nun gestellt bekommen, wo das Zahlenwerk auf dem Tisch liegt. Und sie müssen auch sagen, warum in den insolventen Weltbildverlag im fernen Augsburg Millionen gepumpt werden, während vor Ort Kirchendächer nicht mehr geflickt werden können oder an Gebäuden der Pfarrei der Putz von den Wänden bröckelt. Kaum vorstellbar, dass sich Pfarrer, Mitarbeiter und Gläubige da so einfach vertrösten lassen. Zumal ja inzwischen bekannt ist, dass nicht nur das Bistum über reichlich Geld und Vermögen verfügt, sondern auch der dem Bischof zur Erfüllung seiner Aufgaben zur Verfügung stehende sogenannte Bischöfliche Stuhl.
r.seydewitz@volksfreund.de

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