Meinung Nicht lieb, nicht böse, aber hungrig

Hasborn · Das sagt unser Redakteur Christian Moeris zum Hasborner Wolf.

Meinung zum Wolf von Hasborn, der dort drei Schafe gerissen hat
Foto: picture alliance/dpa/Oliver Berg

Viele Naturschützer werden sich über den Auftritt des Großraubtiers im Landkreis freuen. Doch beim Tod der drei Mutterschafe, die in den nächsten Tagen bis zu sechs Lämmer auf die Welt gebracht hätten, ist es verständlich, dass sich bei dem betroffenen Tierhalter darüber keine Freude einstellt. Das blutige Comeback des Wolfes zeigt, dass die Wiederansiedelung des ehemals hier zu Lande ausgerotteten Raubtiers große Risiken und Gefahren birgt und es seine Gründe hat, warum die Meinungen über den Sinn einer Wiederansiedlung auseinandergehen.

In einer dicht besiedelten Kulturlandschaft, wo in fast jedem Dorf Schafe, Ziegen und andere Nutztiere gehalten werden, die neben Wild auf der Speisekarte des Raubtiers stehen, werden Wölfe in den Beständen der Tierhalter nicht selten Schäden anrichten. Der Vorfall in Hasborn war da wohl erst ein kleiner Vorgeschmack, da sollte man sich nichts vormachen. Mit dem Fördergeld für Schutzzäune und Entschädigungszahlungen wird sich möglicherweise ein Großteil der Schäden, die ein Wolf anrichten kann, verhindern und kompensieren lassen. Dennoch macht das Verhalten des Tiers in Hasborn deutlich, dass man die Wiederansiedelung des Wolfes nicht zu naiv betrachten sollte, denn große Raubtiere haben auch schon mal großen Hunger. Aber böse ist der Wolf deshalb trotzdem nicht. Über seine Rückkehr nach mehr als 100 Jahren und die Frage, ob sich der Kreis Bernkastel-Wittlich 2021 überhaupt noch als Lebensraum für das Tier eignet, ist eine angeregte Diskussion zu erwarten.

c.moeris@volksfreund.de

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