Minister Ratlos

Nur schlechte Nachrichten vom Nürburgring; Daran ändert sich auch nach dem ersten Krisentreffen der Streitparteien nichts. Da die Landesregierung und die privaten Betreiber stur an ihren Positionen festhalten und es um Millionenbeträge geht, schwindet mehr und mehr der Glaube an eine vernünftige Einigung, die an der legendären Rennstrecke so sehr Not täte.


Einerseits ist es verständlich, dass sich das Land seit Monaten nicht erpressen lassen will und nach wie vor höchst verärgert über die harschen Töne der Geschäftsleute Jörg Lindner und Kai Richter ist, auch wenn die mittlerweile moderater agieren. Andererseits stehen viele Menschen kurz davor, ihren Job zu verlieren.
Das kann eine Regierung, erst recht eine sozialdemokratisch geprägte, nur schmerzen. Zumal beim Bau des umstrittenen und überdimensionierten Freizeit- und Geschäftszentrums immer vehement mit einem "Jobmotor Nürburgring" geworben worden war.
Die Landesregierung steckt in einem Dilemma, das unter SPD-Ägide geschaffen wurde und für das die Grünen mitverhaftet werden: Jetzt rächt es sich einmal mehr, dass man einem Verhandlungspartner gegenübersitzt, dessen Geschäftsgebaren der Landesrechnungshof in einem Ring-Sonderbericht dokumentiert hat, auf dessen Ergebnissen in Teilen die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue basieren.
Angesichts gültiger Verträge ist es aber alles andere als leicht, sich, wie von der CDU gefordert, vom Düsseldorfer Kaufmann Kai Richter zu trennen.
Wenn die Gewerkschaft Verdi nach umfänglichen Einblick in die Geschäftszahlen der privaten Nürburgring Automotive GmbH behauptet, auf "Fragwürdiges" gestoßen zu sein, kann das nur eins bedeuten: Das Land muss die Öffentlichkeit umfassend darüber aufklären, was sich dahinter verbirgt und ob an diesem Vorwurf etwas dran ist.
Man mag allerdings nicht recht glauben, dass es die schon oft versprochene Transparenz wirklich geben wird.
Gerade erst ist offenkundig geworden, dass im April und Dezember vergangenen Jahres acht Millionen Euro aus dem Landeshaushalt - also Steuermittel - an die weitgehend landeseigene Ring GmbH geflossen sind, ohne dass man groß darüber gesprochen hätte.
Traurig, aber wahr: Alles in allem deutet nichts darauf hin, dass es für die Rennstrecke in der Eifel nach all den Negativschlagzeilen der vergangenen Jahre endlich ein Happy End geben wird.
Der zuständige Minister Roger Lewentz vermittelt jedenfalls nicht den Eindruck, als wisse er einen Ausweg aus der vertrackten Situation.
f.giarra@volksfreund.de

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