Mit einem blauen Auge

Die deutsche Wirtschaft steuert auf schwere Zeiten zu. Vermutlich schrumpft die Wirtschaft in diesem Jahr um mehr als sechs Prozent, die Zahl der Arbeitslosen könnte wieder über die ungeheure Zahl von fünf Millionen steigen, und eine Pleitewelle rollt auf uns zu.

Eine solche Situation musste Deutschland seit dem Kriegsende nicht überstehen.

Doch an der Region Trier gehen all diese Schreckensnachrichten bisher mehr oder weniger unbemerkt vorbei. Die Arbeitslosenzahlen sind nur wenig angestiegen, die Insolvenzen sogar zurückgegangen.

Beim Versuch, dies zu erklären, muss man natürlich die Grenzlage zu Luxemburg beachten. Vor allem Handel und Handwerk profitieren von der Nähe zum Großherzogtum. Die Luxemburger sind laut dem Statistischen Amt der EU im Schnitt zweieinhalb Mal so vermögend wie der europäische Normalbürger. Ein Vorteil, von dem die ganze Region profitiert.

Doch auch in Luxemburg wachsen die Bäume nicht mehr so in den Himmel wie in der Vergangenheit. In ihrer jüngsten Konjunkturprognose sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für Luxemburg in diesem Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um vier Prozent voraus. Im nächsten Jahr werde die Wirtschaft erneut schrumpfen, und zwar um 0,4 Prozent.

Dies wird auf die Region mehr Auswirkung haben als die Entwicklung in Gesamtdeutschland.

Bisher aber hat die Krise die Region auch deshalb noch nicht mit voller Wucht erreicht, weil die Konjunkturpakete uns davor bewahrt haben. So sorgt etwa die neue Kurzarbieterregel dafür, dass die Arbeitslosenzahlen noch nicht in die Höhe geschossen sind. Für gut 9500 Beschäftigte haben etwa 400 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Gerade bei den Automobilzuliefern in der Region ist die Krise massiv spürbar, auch wenn die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt noch nicht so klar zu erkennen sind. Nun hängt vieles von der weiteren Entwicklung ab. Bis Ende des Jahres wird sich die Wirtschaft in der Region auf breiter Front der Krise noch entziehen können.

Wenn allerdings auch im kommenden Jahr die deutsche Exportwirtschaft nicht wieder Fuß fasst, wenn in Luxemburg der Bankensektor kriselt oder die Konsumfreude deutlich absinkt, werden auch die Nachrichten in der Region deutlich schlechter werden. Bis dahin bleibt die Hoffnung, dass wir noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen.

h.waschbuesch@volksfreund.de

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