Mit euren Leuten könnt Ihr's ja machen

Erst wenige Tage ist es her, dass sich die rheinland-pfälzische Landesregierung dafür gefeiert hat, dass sie in Sachen Mindestlohn zum bundesweiten Vorreiter geworden ist. Bravo, Rheinland-Pfalz! Wer hier öffentliche Aufträge von Kommunen oder dem Land ab 20 000 Euro ergattern will, muss bald einen Mindestlohn von 8,70 Euro zahlen.

Toll!
Was dazu so rein gar nicht passt und im Kontrast umso unglaublicher ist, ist die Art und Weise, wie das Land mit seinen eigenen Angestellten umgeht. Nämlich mit den Tausenden Lehrkräften, die sich ohne jegliche Sicherheit von Kurzzeitvertrag zu Kurzzeitvertrag hangeln und bis wenige Tage vor Ablauf der Frist nicht einmal erfahren, ob sie in den Ferien überhaupt Geld bekommen oder nach den Ferien überhaupt noch Lehrer sind. Familienplanung, Urlaub oder ein Hauskredit? Das können viele junge Lehrer vergessen.
Erwartet wird von ihnen dennoch das gleiche Engagement wie von jenen, die für die gleiche Arbeit Hunderte Euro mehr bekommen. Das ist ein ungerechtes Zweiklassensystem. Es ist völlig normal und berechtigt, dass dies nun zu Protesten der Lehrer führt. Zum Protest der Gewerkschaften. Und bald wohl auch der Eltern. Denn für den Unterricht ist das auch schlecht.
Dass das Land sparen will, ist ja vernünftig. Aber doch nicht so! Leute über die Ferien ganz gezielt in die Arbeitslosigkeit zu schicken ist doch ein Unding! Auch, dass das Land Angst hat, sich im Angesicht der demografischen Entwicklung Beamte ans Bein zu binden, ist verständlich. Aber die Leute wollen nicht unbedingt eine Beamtenstelle. Sie wollen einfach eine gerechte Bezahlung und mehr Sicherheit.
Und die Lösung? In der Tat müssen mehr feste Stellen her. Und zwar so viele, dass eine Schule ihren Unterricht zu mindestens hundert Prozent mit fest angestelltem Personal selbst abdecken kann. Und dass der Mangel - anders als dies derzeit vielerorts geschieht - nicht schon programmiert ist, bevor überhaupt jemand ausfällt. Wenn man dann zusätzlich Vertretungslehrer braucht, sollte man ihnen zumindest mehr Sicherheit geben.
Und das Sparen? Das kommt ja angeblich fast von alleine. Einfach, indem man frei werdende Stellen, die wegen des demografischen Wandels nicht mehr benötigt werden, nicht mehr besetzt. Mindestens 65 der geplanten 1850 sind schon gestrichen. Und das, obwohl man derzeit meilenweit davon entfernt ist, diese Stellen nicht mehr zu benötigen. Das beweisen die Tausenden kurzfristigen und vielfach miserablen Arbeitsverträge, die junge Lehrer eingehen müssen, um überhaupt in ihrem Beruf arbeiten zu können. Peinlich, Rheinland-Pfalz!
k.hammermann@volksfreund.de

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