Motor für die Region

Die Uni Trier tut gut daran, auf ein zukunftsträchtiges Feld wie die akademische Pflegeausbildung zu setzen. Es geht nicht darum, einem Mode-Trend bei Studienfächern hinterherzulaufen, der nach ein paar Jahren wieder abflaut.

Hoch qualifizierte Kräfte im Pflegebereich wird unsere Gesellschaft über Jahrzehnte brauchen, und die derzeitigen Bildungs- und Ausbildungsangebote reichen dafür nicht aus. Es ist also die gesellschaftliche Aufgabe von Hochschulen, hier aktiv zu werden und sich nicht im vorhandenen Fächerbestand zu verpuppen.
In Trier kommen noch einige spezielle Argumente hinzu. Unsere Region wird schwerlich jemals attraktiv genug sein, um massenhaft benötigte Arbeitskräfte hierhin zu ziehen. Aber wenn sie selbst gute Ausbildungsangebote bereithält, dann kann sie Menschen binden. Dazu kommt ein spannender Markt in Luxemburg mit attraktiven Job-Optionen.
Der neue Studiengang könnte auch ein Motor sein für weitere Entwicklungen in der Trierer Gesundheitswirtschaft. Oberbürgermeister Klaus Jensen wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die Gesundheitsbranche mit 6500 Mitarbeitern der wichtigste Arbeitgeber in Trier ist. Wenn man rechtzeitig die entsprechenden Verbindungen knüpft, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für kreative Köpfe auf allen Seiten. Allerdings gibt es in der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Uni gerade auf diesem Sektor noch reichlich Optimierungsbedarf. Deklamationen reichen da nicht.
Fest steht: Die Stadt und die Region freuen sich auf den künftigen Studiengang, das Land ebenfalls, die Wirtschaft und das Gesundheitswesen offenbar auch. Das sollte Grund genug sein, die noch bestehenden Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Dazu gehört auch, gangbare Wege für die Krankenhäuser zu finden, ihren Anteil an der dualen Ausbildung zu leisten. Wenn mehr Qualifikation in der Pflege eine gesellschaftliche Aufgabe ist, können sich auch die Kostenträger nicht aus ihrer Verantwortung verabschieden.
Last not least: Es wäre hilfreich, die Entwicklung nicht durch juristische Winkelzüge zu behindern. Bei allem Verständnis für den inneruniversitären Disput über die künftige Mittelverteilung: Das Pflegestudium ist zu wichtig, um es kleinkarierten Streitigkeiten zu opfern.
Übrigens: Die größten Befürworter des Studiengangs, OB Jensen, Ministerpräsidentin Dreyer, Bildungsministerin Ahnen - sie alle gehören der SPD an. Zwei der maßgeblichen Kläger gegen den Studiengang als Vertreter der Juso-Hochschulgruppe auch. Vielleicht gibt es da ein bisschen innersozialdemokratischen Klärungsbedarf.
d.lintz@volksfreund.de

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