Mulmiges Gefühl beim Mammutturnier

Statt über die Form der potenziellen EM-Stars oder die Erfolgschancen der Mannschaften wird über Sicherheitsfragen diskutiert. Die Begeisterung für die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ist gedämpft.

Die Furcht vor Terroranschlägen überlagert die Vorfreude auf tolle Tore.

Vor dem ersten Anpfiff heute Abend herrscht ein mulmiges Gefühl.

Es droht eine EM der Unwägbarkeiten - zumal auch die innenpolitische Lage in Frankreich angesichts von Streiks und einer Zerrissenheit in der Gesellschaft alles andere als ruhig ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Europäische Fußball-Union ihr Scherflein dazu beiträgt, dass Verdruss herrscht. Die Sperre gegen Verbandsboss Michel Platini erschüttert den Glauben in die Integrität der Organisation.
Und durch die Aufstockung der Europameisterschaft auf 24 Teilnehmer-Mannschaften ist es in der Vorrunde schwerer zu scheitern, als in die K-o.-Phase einzuziehen. In 36 Gruppenspielen werden gerade mal acht Teams herausgefiltert, die vorzeitig nach Hause fahren müssen. Spannung für die ersten zwei Turnierwochen klingt anders.

Auch im Vorfeld früherer Fußball-Großturniere war aus verschiedenen Gründen die Skepsis groß. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 beispielsweise gab es eine Zeit lang leidenschaftlich geführte Debatten über sogenannte No-go-Areas - also potenzielle Gefahrenzonen für dunkelhäutige Menschen, vor allem im Osten der Republik.

Am Ende wurde die Weltmeisterschaft ein fröhliches, völkerverbindendes Fest. Die Welt zu Gast bei Freunden.
Kommt's auch diesmal so? Verflüchtigen sich - zumindest vorübergehend - Probleme, Ängste und Horrorszenarien?
Es könnte nichts Besseres passieren, wenn in den nächsten vier Wochen rund um die EM ausschließlich über Spielzüge, Triumphe und Niederlagen auf dem Rasen sowie Nichtigkeiten wie die neuesten Modetrends von Spielerfrauen diskutiert würde.
m.blahak@volksfreund.de

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