Nette Spielerei, sonst nichts

Die Syrien-Krise ist schuld, dass die Spritpreise derzeit so hoch sind wie lange nicht mehr. Angeblich.

Über 1,70 Euro kostete gestern der Liter Super in Trier. Oder ist es vielleicht doch, weil nun Wochenende ist und viele einen Ausflug mit dem Auto machen? Vor zwei Monaten waren es die bevorstehenden Sommerferien, die die Preise an den Zapfsäulen nach oben getrieben haben. Mit anderen Worten: Die Mineralölkonzerne sind um keine Ausrede verlegen, um die ständigen Preissprünge an ihren Tankstellen zu erklären.
Doch so richtig weiß eigentlich keiner, warum sich die Anzeigetafeln mitunter im Stundentakt ändern. Und warum der gleiche Sprit ein paar Kilometer weiter billiger oder teurer ist. Der Mineralölmarkt ist völlig undurchschaubar. Nicht nur für die Autofahrer. Auch für den Tankstellenbesitzer. Sie sind genauso wie die Autofahrer dem Preisdiktat ihres Mineralölkonzerns ausgesetzt. Wehrlos.
Es spricht schon einiges dafür, dass die Konzerne sich absprechen und die Preise bestimmen. Das Bundeskartellamt hat längst diesen Verdacht, aber es fehlt an konkreten Beweisen für illegale Preisabsprachen.
Gegen das Auf und Ab an den Zapfsäulen ist einfach kein Kraut gewachsen. Auch die neue Meldestelle ist - da haben die Tankstellenbetreiber aus der Region recht - Augenwischerei. Durch sie ändert sich gar nichts. Der Spritpreis wird trotzdem weiter steigen. Und womöglich sogar schneller als bisher. Denn bisher hat es zumeist immer noch ein paar Stunden gedauert, bevor ein Mitbewerber auf die Preissenkung oder -erhöhung der umliegenden Konkurrenz reagieren konnte. Mit der neuen Meldestelle geht das nun schneller. Denn nicht nur die Autofahrer können "in Echtzeit" die aktuellen Spritpreise erfahren, auch die Tankstellenbetreiber. Daher spricht vieles dafür, dass man sich stillschweigend schon vorher auf ein eher noch höheres Preisniveau als derzeit einigen wird. Dann wird es zwar weniger heftige und vor allem keine stündlichen Preisänderungen mehr geben, aber überteuert bleibt der Sprit weiterhin.
Daher ist die von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler geforderte und nun startende Meldestelle ein zahnloser Tiger. Auch wenn der wenig erfolgreiche FDP-Politiker das Ganze als sein "Ding" verkaufen und versuchen wird, damit noch vor der Wahl Punkte zu machen. Den Autofahrern bringt die Meldestelle außer einer weiteren netten Spielerei fürs Smartphone nichts.
Und wer kann, der fährt weiter nach Luxemburg. Da braucht\'s keine App. Da kostet der Sprit an allen Tankstellen gleich viel. Auch eine Form von Transparenz.
b.wientjes@volksfreund.de

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