Nicht alles Gold, was glänzt

Die rheinland-pfälzischen Grünen strotzen vor Kraft und Selbstbewusstsein. Ihre Umfragewerte sind seit längerer Zeit blendend, ständig gewinnen sie neue Mitglieder hinzu, ihr wichtigstesThema Energiewende stößt beim Großteil der Bevölkerung auf enormen Zuspruch.

Und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Zum einen schließen die Grünen jegliche Koalitionsabsicht mit der CDU kategorisch aus und ketten sich damit gleichzeitig auf Gedeih und Verderb an die SPD. Deren relativ schwache Umfragewerte verheißen aber auf Bundesebene derzeit gerade nicht, dass es für Rot-Grün reichen könnte. Deshalb klingt das Warnen der Ökopartei vor einer Großen Koalition eher wie das Pfeifen im Walde. Der Versuch, trotz des eindeutigen Bekenntnisses für ein Bündnis mit den Sozialdemokraten in Berlin gleichzeitig die Eigenständigkeit zu betonen, wirkt ein wenig hilflos. Schließlich propagiert auch die SPD bedingungslos soziale Gerechtigkeit, votiert ebenso für gesetzliche Mindestlöhne und eine dezentrale Energiewende gegen die großen Stromkonzerne.Bemerkenswerterweise hat es den Grünen in Rheinland-Pfalz nicht geschadet, dass sie in Sachen Nürburgring, Flughafen Hahn oder A1-Lückenschluss durchaus Angriffsfläche bieten. Das gilt erst recht bei der Energiewende, denn hier haben sie ausgerechnet ihre angestammten Verbündeten, die Naturschutzverbände, gegen sich aufgebracht. Was sich in den Umfragewerten nicht widerspiegelt.
Der Ökopartei steht alles in allem in den kommenden Monaten ein schwieriger Spagat bevor. Bei jeder Entscheidung in der Koalition mit der SPD wird die eigene Klientel hinterfragen, ob die Grünen den Sozialdemokraten nachgelaufen sind. Sie werden in Erklärungsnot geraten. Das wiederum verheißt für strittige Themen wie den A1-Lückenschluss in der Eifel oder die Zukunftsplanung des Flughafens Hahn wahrlich nichts Gutes.
f.giarra@volksfreund.de

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