Nichts lief nach Plan

Donald Trump wollte ein Feuerwerk bieten, große Unterhaltung. Auf keinen Fall sollte der republikanische Wahlparteitag des Jahres 2016 ein solcher Langweiler werden wie der des Jahres 2012, jene ermüdende Veranstaltung, die Mitt Romney zum Kandidaten fürs Weiße Haus krönte.

So hat er es angekündigt, der Star des Boulevards, der Trump nun mal ist. Er hat gehalten, was er versprach, wenn auch unfreiwillig.
Der Konvent in Cleveland wird als einer der kuriosesten in die Geschichte amerikanischer Parteitage eingehen. Mal ließen obskure B-Movie-Stars das Publikum rätseln, warum sie überhaupt auf der Bühne standen. Mal sorgten lautstark ausgetragene Konflikte unter den knapp 2500 Delegierten dafür, dass sich Trumps Regie die Haare gerauft haben dürfte. Nichts lief nach Plan, abgesehen von der giftigen Polemik gegen die erste Außenministerin des Präsidenten Barack Obama, abgesehen davon, dass der Hass auf Clinton die einzige Klammer zu sein scheint, die eine de facto gespaltene Partei noch zusammenhält.
Nichts von dem, was amerikanische Wahlparteitage nach traditioneller Lesart bezwecken sollen, hat Trump mit dem Spektakel erreicht, schon gar nicht mit seiner düsteren Kandidatenrede. Oder anders gesagt, er hat sich nicht weiter geschert um die traditionelle Lesart. Er hat das Regelbuch politischer Gepflogenheiten aus dem Fenster geworfen. Er hat getan, was er schon immer getan hat, seit er vor 13 Monaten an den Start des Rennens ums Oval Office ging: sein eigenes populistisches Spiel gespielt.
Trump zeichnet ein derart düsteres Bild der amerikanischen Wirklichkeit, dass jeder, der ein facettenreiches, von vielen Farben geprägtes Land wahrnimmt, zwangsläufig glauben muss, er lebe auf einem anderen Planeten.
Der schrille Milliardär schürt die Angst. Sein Appell richtet sich an die Wutbürger, er richtet sich an Scharen enttäuschter Wähler, die mit der Globalisierung nur Nachteile für das eigene Leben verbinden. Er richtet sich an die weiße Arbeiterschaft, deren Reallöhne seit dreißig Jahren stagnieren, deren gut bezahlte Industriejobs verlorengingen und die nicht zuletzt im demografischen Wandel der USA eine Bedrohung sehen. Trump hofft darauf, eine so große Armee der Frustrierten um sich zu scharen, dass es im November für den Einzug ins Weiße Haus reicht.
Nach dem traditionellen Regelbuch müsste er damit Schiffbruch erleiden, denn auch in Amerika werden Wahlen noch immer in der politischen Mitte entschieden. Und die hat Trump mit seinem Auftritt in Cleveland eher verprellt. Nur: 2016 ist ein Jahr, in dem irgendwie alles denkbar scheint.
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