Noch ist Himmerod nicht über den Berg

Endlich mal wieder eine frohe Botschaft über das Eifeler Kloster Himmerod: Die Versammlung der Zisterzienseroberen hat entschieden, dass die traditionsreiche Abtei nun doch nicht dichtgemacht wird und der Orden eine Chance bekommt, das Ruder noch einmal herumzureißen. Ein Zugeständnis und ein Vertrauensbeweis.

Denn noch vor vier Wochen schien das Schicksal des finanziell und personell angeschlagenen Klosters besiegelt zu sein - trotz anderslautender offizieller Beteuerungen.
"Es macht keinen Sinn mehr", sollen die Verantwortlichen der Himmerod übergeordneten Westerwälder Mutterabtei vor dem Treffen des Kongregationskapitels über ihr Eifeler Problemkloster gesagt haben. Dass sich an dieser Haltung in quasi letzter Minute noch etwas geändert hat, war nicht das Verdienst der Himmeroder Mönche. Sie haben das Heft des Handelns schon seit einem knappen Jahr nicht mehr in der Hand. Damals trat der langjährige Abt Bruno Fromme zurück, nicht ganz freiwillig, wie Himmerod-Kenner zu wissen glauben. Das wirkliche Regiment führt seitdem der Westerwälder Vater-Abt An dreas Range. Er war es schließlich auch, der die seit langem nur Minus produzierenden Wirtschaftsbetriebe des Klosters in die Insolvenz "schickte" - ein nach diversen missglückten Sanierungsversuchen überfälliger Schritt. Erst die Insolvenz und das Damoklesschwert der drohenden Klosterschließung haben die Himmerod-Fans in Politik, Wirtschaft und in der Bevölkerung aufgeweckt und eine Solidarisierungswelle ausgelöst. Dass sich allein bei einer Unterschriftenaktion innerhalb weniger Tage über 4000 Unterzeichner für den Fortbestand der knapp 900 Jahre alten Abtei ausgesprochen haben, dürfte neben den Westerwäldern auch die übrigen Zisterzienseroberen mächtig beeindruckt haben. Es war auf jeden Fall ein gewichtiges Argument, dass das darbende Kloster noch einmal eine Chance bekommt.
Doch die Abtei ist damit noch längst nicht über den Berg, ihr Fortbestand weiter unsicher. Zunächst muss es gelingen, das Kloster finanziell aus den roten Zahlen zu bringen. Schon allein das ist in Zeiten leerer Kassen eine Herkulesaufgabe. Sie kann ohne potente Investoren wohl nur gelingen, wenn künftig überwiegend Ehrenamtliche die Jobs erledigen, für die jetzt noch Mitarbeiter bezahlt werden.
Mindestens ebenso wichtig ist aber ein anderer Punkt: Die Himmeroder Zisterzienser müssen schnellstens neue Mönche gewinnen, um als Ordensgemeinschaft nicht auszusterben. Gelingt das nicht, steht die Abtei schon in einem Jahr wieder vor dem Aus.
r.seydewitz@volksfreund.de

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